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Demo von Verschwörungstheoretiker Hildmann in Berlin verboten

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Der Vegan-Koch Attila Hildmann fiel zuletzt mit immer irreren Äußerungen, Drohungen und Protesten gegen die Corona-Maßnahmen vor dem Hintergrund von Verschwörungstheorien auf. Das Verbot wird unter anderem mit Volksverhetzung begründet.

Die Berliner Stadtregierung hat eine für Samstag geplante Demonstration des Verschwörungstheoretikers Attila Hildmann verboten. Das Verbot stütze sich auf Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit einer Demonstration Hildmanns vom vergangenen Wochenende wegen des Vorwurfs unter anderem der Volksverhetzung und Bedrohung, teilte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Donnerstag mit.

Außerdem stütze sich das Verbot auf die Missachtung der Abstandsregeln bei bisherigen Hildmann-Demos. "Das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit ist ein sehr hohes Gut unserer Demokratie - wer es aber ausnutzt, um mögliche strafbare Äußerungen zu tätigen, und die Würde anderer Menschen mit Füßen tritt, dem wird der Rechtsstaat entschieden entgegentreten", erklärte der Sozialdemokrat. Er sei froh über die Einschätzung der Versammlungsbehörde, die deutliche Grenzen aufzeige.

Für die angemeldete Versammlung habe es eine "erhebliche Wahrscheinlichkeit" gegeben, dass es erneut zu strafbaren Äußerungen kommen werde. Wegen der Missachtung von Mindestabständen und Verstößen gegen die Maskenpflicht hätte zudem eine Gesundheitsgefahr bestanden.

Attila Hildmann (*1981 in West-Berlin) ist türkischer Herkunft und wuchs bei deutschen Adoptiveltern auf. Er will Veganer geworden sein, nachdem sein Adoptivvater anno 2000 an einem Herzinfarkt gestorben war, für den Hildmann dessen „schlechte Ernährungsweise" verantwortlich machte, darunter den Fleischkonsum. Hildmann wurde Vegetarier, begann intensiv mit Sport und glitt in die Veganerszene hinein.

Medialer Aufstieg und Absturz

2009 schrieb er sein erstes veganes Kochbuch. Er wurde in Deutschland medial stark präsent, nahm an einer Tanzshow im TV teil, eröffnete 2017 ein Imbisslokal in Berlin-Charlottenburg, betrieb zeitweise noch ein zweites Lokal. Mittlerweile lebt er im Bundesland Brandenburg.

Ab Mitte der 2010er-Jahre fiel er durch kontroverse bis grenzwertige Äußerungen auf, die ihn bis ins Verschwörungstheoretiker- und Rchtsextremenmilieu brachten. So sagte er etwa, Deutschland werde von „Kriegstreibern" regiert; er habe keine Lust, an Wahlen teilzunehmen, und sehe eine geheime „Weltregierung" im Hintergrund am Werk.

Zuletzt eskalierten seine Auftritte und Aussagen im Zuge der Corona-Pandemie. Diese sieht er als absichtlich gesteuert und in Konnex mit einer „neuen Weltordnung". Er spekuliert über Außerirdische, Geheimbünde, die Verbreitung von gedankenverändernden Substanzen durch Flugzeuge. Juden wollten die deutsche „Rasse" auslöschen, Angela Merkel sei „Kommunistin, Zionistin, Satanistin".

Einmal verkündete Hildmann, die Deutschen sollten sich erheben und er würde der „neue Staatschef". Russische Medien hätten ihn „erweckt", und so weiter.

Türkische Extremisten in Wien unterstützt

Ab Mai 2020 initiierte Hildmann Demonstrationen und Autokorsos in Berlin gegen die Anti-Corona-Maßnahmen. Er unterstützte auf sozialen Medien die Angriffe türkischer Nationalisten in Wien auf linke Aktivisten und richtete gegen den deutschen Grünen-Politiker Volker Beck eine Morddrohung, der ihn darauf anzeigte.

REUTERS

Hildmanns Instagram-Account wurde wegen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt, Facebook und YouTube entfernten Inhalte, eine Supermarkt- und eine Drogeriekette entfernten seine dort angebotenen Produkte aus den Regalen.

Der Mann hatte auch früher gezeigt, dass er etwas seltsam, vor allem dünnhäutig ist. Bei Auftritten in TV-Shows kam er so arrogant herüber, dass er in sozialen Medien massiv angefeindet wurde. Umgekehrt pöbelte er zurück, und tat das auch nach negativen Gastrokritiken über seine Lokale. Dabei drohte auch mit einer Schusswaffe. Mit der Polizei lieferte er sich körperliche Auseinandersetzungen etwa wegen Falschparkens.

(APA/AFP/red.)

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