Neuvorstellung

(Mazdas) Wahrheit über Elektroautos

Um die 200 km Reichweite, die ein Range Extender in Mazdas MX-30 beliebig boosten könnte. Unten: Portaltüren.
Um die 200 km Reichweite, die ein Range Extender in Mazdas MX-30 beliebig boosten könnte. Unten: Portaltüren.Die Presse/Clemens Fabry
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Elektroautos mit Riesen-Akkus tun wenig bis nichts für den Klimaschutz, sagt Mazda. Man hat ein anderes Modell parat – mit weitreichender Perspektive.

Wien. Elektroautos haben noch in keiner nennenswerten Zahl auf die Straßen gefunden, da stehen sie schon unter einem schlechten Stern. Denn die Behauptung, sie wären emissionsfrei, ist kaum ein nachhaltiges Modell, sie zu propagieren.

Wie viel CO2 fällt bei der Herstellung der Akkuzellen an? Die freundlichsten und aktuellsten Zahlen (Dezember 2019) stammen vom schwedischen Institut für Umweltforschung (IVL) und weisen zwischen 61 und 106 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde produzierter Batteriekapazität aus (die Schwankungsbreite ergibt sich aus dem jeweiligen Strom-Mix bei teils intransparenter Datenlage chinesischer Hersteller).

Damit kommt der Akku-Größe die entscheidende Rolle dabei zu, ob und ab welcher Kilometerleistung ein Elektroauto eine bessere CO2-Bilanz aufweist als eines mit Verbrennungsmotor (wiederum abhängig vom Ursprung des Ladestroms, aber lassen wir das einmal beiseite). Denn viele Hersteller setzen derzeit auf wahrhafte Riesen-Akkus, um bei der Reichweite irgendwohin in die Nähe eines normalen Autos zu kommen. Ein 80-kWh-Akku mit Gehäuse und Kühlung wiegt allein schon 650 Kilogramm – ergibt einen 2,5-Tonner mit 335 km Reichweite (Beispiel: Mercedes EQC 400).

Realitätssinn

Mazda gehört zu den raren Automarken, die sich der Elektromobilität mit Realitätssinn annähern. Auf Basis einer „Life cycle“-Berechnung kommen die Japaner auf eine vergleichsweise geringe Akku-Kapazität, um sowohl das Fahrzeuggewicht als auch den CO2-Rucksack des Energiespeichers in Grenzen zu halten. Konkret: auf 35,5 kWh.

Verglichen mit einem kompakten Mazda-Modell mit Dieselmotor wäre ein solcherart ausgestattetes Elektroauto ab etwa 80.000 Kilometern CO2-mäßig im Vorteil. Alle anderen Vorteile der E-Mobilität – der hohe Fahrkomfort, keine lokalen Emissionen – bleiben ihm ohnehin unbenommen.

Damit wäre das E-Auto dort, wo es nach Ansicht vieler Experten hingehört: im Bereich eines kleinräumigen Aktionsradius, freilich groß genug für die alltäglichen Wege. Beim Mazda MX-30 sind das um die 200 Kilometer. Klingt zunächst ernüchternd.

Die Presse/Clemens Fabry

Aber es gibt eine Perspektive, die weiter reicht. Man findet sie in Mazdas erstem Stromauto in Form einer Leerstelle im – ja, man darf es in diesem Fall so nennen – Motorraum. Ein kleiner Wankelmotor soll sie füllen – als Range Extender (REX). Man stelle sich Mazdas Ingenieure an diesem Punkt mit einem breiten Lächeln vor.

Der Rotationskolbenmotor gehört zur DNA der Marke. Als Aggregat zur Stromerzeugung würde er ein glanzvolles Comeback feiern: kompakt, leichtgewichtig, laufruhig, diesmal aber auch ausreichend effizient, weil nur in der Drehzahl mit dem besten Wirkungsgrad laufend. Damit wären im MX-30 auch sorglose Ausflüge und Urlaubsfahrten gesichert.

Offen ist, was ein REX für die Qualifizierung als E-Auto und damit den Bezug von Förderungen bedeutet. Und ob die Kundschaft ihn annimmt: BMW hat beim i3 die REX-Option (300-ccm-Rollermotor von Kymco) mangels Erfolges bald wieder zusammengepackt. Einstweilen bleibt dem MX-30 die Anspielung an das letzte Wankelauto der Marke, den RX-8, in Form seiner Portaltüren. Die Drehung soll 2021 dazukommen.

MAZDA MX-30

Maße L/B/H 4395/1795/1570 mm. Radstand 2655 mm. Leergewicht 1720 kg. Kofferraum 366–1171 Liter.

Antrieb Elektro, Leistung max. 105 kW (143 PS), Drehmoment max. 265 Nm. Lithium-Ionen-Akku, Kapazität 35,5 kWh. 0–100 km/h in 9,7 Sek. Vmax 140 km/h.

Vorderradantrieb. Ein-Gang-Getriebe.

Testverbrauch 14,5 kWh.

Preis ab 34.990 Euro (abzüglich Förderungsbeitrag i.d.H.v. 5400 Euro).

Compliance-Hinweis:
Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2020)

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