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Corona hilft Roche nur beim Image

Unterm Strich bleibt dem Unternehmen von seinem Corona-Abenteuer bisher nur wenig. clean windows of a building of Roche in Rotkreuz
Unterm Strich bleibt dem Unternehmen von seinem Corona-Abenteuer bisher nur wenig. clean windows of a building of Roche in RotkreuzREUTERS
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Die Schweizer verkaufen zwar massig Covid-Tests, verdienen damit aber schlechter.

Basel. Es kommt nicht oft vor, dass Roche-Chef Severin Schwan seine Kunden um Zurückhaltung bitten muss. Doch in der Coronapandemie ist alles anders. Es würden weit mehr Covid-19-Tests nachgefragt, als die Industrie liefern kann, warnte Schwan. Sein Unternehmen, einer der größten Hersteller solcher Tests, habe seine Produktionskapazitäten bereits vervierfacht, trotzdem könne die Angebotslücke noch über Monate fortbestehen, sagte er. „Die Nachfrage ist enorm, und darum ist es so wichtig, dass die Tests wirklich bei den Patienten durchgeführt werden, die Symptome zeigen, bei denen, die sie am dringendsten brauchen.“

Die globale Seuche bringt den Basler Konzern – wie auch seine Branchenkollegen – in eine zwiespältige Lage. Mit jedem Coronatest und jedem vielleicht hilfreichen Medikament gegen die Pandemie sammeln die Pharmakonzerne in der öffentlichen Meinung so viele Pluspunkte wie selten zuvor. Auch Roche zählte zu den ersten, die einen Antikörpertest auf den Markt brachten. Inzwischen werden sechs Medikamente aus dem Hause Roche in klinischen Studien auf einen möglichen Einsatz gegen Covid-19 getestet.

Routinegeschäft weggefallen

Unterm Strich bleibt dem Unternehmen von seinem Corona-Abenteuer bisher aber nur wenig. Trotz eines glänzenden Starts ins Geschäftsjahr schrumpften die Umsätze in den ersten sechs Monaten um vier Prozent auf 29,3 Milliarden Franken. Das liegt einerseits an den vergleichsweise niedrigen Preisen, die für Coronatests bezahlt werden. Und andererseits an den Lockdown-Monaten. Viele Arztbesuche und geplante Spitalsaufenthalte sind entfallen. Daher ist der Absatz der üblichen Gewinnbringer von Roche, wie etwa Ocrevus, einem Medikament gegen Multiple Sklerose, Hemlibra gegen die Bluterkrankheit oder MabThera gegen Krebs stark gesunken.

Für die kommenden Monate ist Severin Schwan dennoch optimistisch. Bereits im Juni erholten sich die Umsätze deutlich und drehten wieder ins Plus. Die Menschen seien inzwischen wieder bereit, zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. „Dieser Trend hat sich im Juli fortgesetzt.“ Auch zur Zukunft äußerte sich der Roche-Chef zuversichtlich. „Wir gehen davon aus, dass die Gesundheitssysteme in den kommenden Monaten und auch mittelfristig in der Lage sein werden, auch andere als Covid-19-Patienten zu behandeln.“ In der zweiten Jahreshälfte solle das Geschäft daher wieder kräftig anziehen. Am Ausblick für das Gesamtjahr rüttelte Schwan nicht. 2020 sollen der währungsbereinigte Umsatz und der Gewinn um einige Prozentpunkte steigen.

Junge Medikamente wichtiger

Im laufenden Jahr hat Roche bereits vier neue Medikamente auf den Markt gebracht. Damit werden bereits 40 Prozent der Umsätze mit derart jungen Medikamenten erwirtschaftet. Die Diagnostiksparte steht zumeist im Schatten des profitableren Geschäfts mit Medikamenten. Im Zuge der Covidkrise stieg ihr Umsatz jedoch um drei Prozent. Die Bestellungen für Testmaschinen schossen nach oben, heißt es von Roche. „Regierungen schickten sogar Militärflugzeuge, um Apparate abzuholen, weil sie in so einer Notlage waren.“ (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2020)

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