Die Ingredienzen eines Bilanzskandals: Ein Bankchef als Provinzkaiser. Eine Bankenaufsicht, die keine Fragen stellte. Und ein Aufsichtsrat mit kuriosem Lokalkolorit.
Eine Aussendung vor wenigen Tagen. Darin bedankt sich ein Mann „aufrichtig“ bei jenen, die ihm „in den letzten Tagen Kraft und Zuversicht gegeben haben“. Wortspenden dieser Art kommen üblicherweise von Menschen, denen gerade eine große Ehrung zuteil geworden ist. Oder von solchen, die einen harten Schicksalsschlag zu verkraften haben. Aber offenbar nicht nur. Besagter Dank kommt nämlich von Martin Pucher. Genau: jenem Mann, der bis vor Kurzem Chef der Commerzialbank Mattersburg war. Jenem Mann, der verdächtigt wird, die Bankbilanzen seit rund zehn Jahren verfälscht zu haben – etwa die Hälfte der Bilanzsumme von 800 Millionen Euro dürfte gar nicht existieren. Merke: Die Welt des Martin Pucher ist offenbar eine sehr eigene. Und es ist eine Welt, in der viele mitgespielt oder weggeschaut haben.
Martin Pucher erhält also, so sagt er, immer noch reichlich Zuspruch. Das muss man nicht verstehen. Etliche Gemeinden, die Konten bei der Bank hatten, fallen aufgrund des Bilanzskandals um wirklich viel Geld um. Firmen und Privatpersonen detto. Immerhin brachte es die Commerzialbank auf rund 60.000 Geschäftsbeziehungen. Alle Kunden sind wie vom Blitz getroffen. Aber es ist nun einmal so, dass Pucher als guter, reicher Onkel der Region gesehen wurde. Der mit dem Füllhorn. Ein „Provinz-Zampano“, sagen jene, die ihm weniger verfallen sind.