Seismologie

Der Boden war im Lockdown ruhig wie nie

Erschütterungen der Erde gingen von März bis Mai 2020 im weltweiten Mittel um rund 50 Prozent zurück.
Erschütterungen der Erde gingen von März bis Mai 2020 im weltweiten Mittel um rund 50 Prozent zurück.Louis Maniquet/Unsplash
  • Drucken

Erdbebenforscher freuen sich über wenig Schwingungen während der Pandemie.

Von Atomtest über den Verkehr bis hin zum Torjubel bei einem Fußballspiel – Seismologen müssen bei ihren Messungen ständig die menschengemachten Schwingungen herausrechnen. Durch den weltweiten Lockdown in der Coronapandemie war dies nun einfacher als je zuvor: Eine internationale Studie von 66 wissenschaftlichen Einrichtungen auf der ganzen Welt mit Daten von 268 seismischen Stationen, darunter die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), zeigte nun, dass die Erschütterungen der Erde von März bis Mai 2020 im weltweiten Mittel um rund 50 Prozent zurückgegangen sind (Science, 23. 7.).

Im Ländle war´s besonders still

Für Österreich wertete die Seismologin Maria-Theresia Apoloner von der ZAMG u. a. Daten von Erdbebenstationen in Wien und Vorarlberg (Damüls) aus. Hierzulande gingen die Messwerte durchschnittlich um 25 Prozent zurück, im Ländle kurzfristig sogar um bis zu 60 Prozent. „Die neuen Daten helfen uns, industrie- und verkehrsbedingte Erschütterungen zu identifizieren, wodurch wir diese besser eliminieren können“, freut sich die Seismologin.

Die Analyse der Daten zeigte auch, dass die seismische Bodenunruhe gut die menschliche Aktivität und Mobilität widerspiegelt: In Brüssel gingen etwa während des Lockdown die menschengemachten Bodenschwingungen um 33 Prozent zurück, der gleiche Wert, um den sich auch der mit Mikrofonen gemessene Stadtlärm und die mit Handydaten ermittelte Mobilität reduzierte.

Die Daten helfen aber auch bei der Analyse des Erdinneren und der Erdbebengefahr, so Apoloner. Denn die menschengemachten Schwingungen sind für lokale Untersuchungen der Struktur des Untergrunds ideal, schließlich sind sie normalerweise immer da. (APA/däu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.