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Ein fescher Mafioso bringt uns Italienisch bei: 5 Sprachkurse auf Netflix, Amazon & Co.

Indigo Film
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Sommer, Sonne und der Klang von Fremdsprachen: „Die Presse“ empfiehlt Filme zur Einstimmung auf den Urlaub - oder, um immerhin vom Verreisen zu träumen. Diesmal auf Italienisch.

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Zum Sommer gehört für viele auch der Klang von Fremdsprachen. Im dritten Teil dieser Reihe empfehlen wir Filme, die ideal sind, um sich den Klang des Italienischen (wieder) vertraut zu machen. Siehe auch: Filme zum Spanischlernen und Filme zum Französischlernen.

Loro

Feiern wie Berlusconi: zu sehen auf Amazon

„La Grande Bellezza“ ist derzeit auf Streamingdiensten nicht erhältlich – und die von Sky produzierte Serie „The Young Pope“ wurde auf Englisch gedreht. Zum Glück hat Amazon „Loro“ („Die Verführten“) im Programm, der jüngste Film von Paolo Sorrentino, in dem sich der Oscarpreisträger dem Phänomen Berlusconi zu nähern versucht. Mit gewohnt opulenten Bildern, schrägen Szenen – da fällt ein Lastwagen über eine Brüstung, der von ihm transportierte Abfall fliegt durch die Luft und regnet in der nächsten Einstellung als bunte Pillen auf die Partygesellschaft herab – und einem melancholisch-schmierigen Toni Servillo als Hauptdarsteller.

Beste Szene: Wie Berlusconi in seiner Verzweiflung – er hat sein Amt als Ministerpräsident verloren und seine Frau will nichts mehr von ihm wissen – zum Hörer greift und eine x-beliebige Dame anruft. Sein Ziel: Ihr eine fiktive Villa anzudrehen. Einfach nur um zu sehen, ob er es noch kann, ob er immer noch der begnadete Verkäufer ist. Und siehe da, er schmeichelt und warnt, verspricht und zeigt Verständnis: Und die alte Dame ist bereit, sich zu verschulden. Für ihn. Und ein wenig versteht man da, wie das Berlusconi gemacht haben könnte: fast ein ganzes Land zu verführen.

Lo Spietato (Der Unbarmherzige)

Der Charme des Bösen: zu sehen auf Netflix

Ein Aufsteiger – und was für einer. Da braust er, in seinem gelben Lamborghini, mit der Edel-Uhr am Handgelenk, direkt zum Autohändler, wohl um sich den nächsten teuren Schlitten zu besorgen. Und als ihn dort ein rabiates Trio bedroht – ein Glatzkopf mit Tätowierung und unübersehbarer Waffe am Hosenbund packt ihn am Krawattl – bleibt er cool. Richtet eben dieses Krawattl und sagt in die Kamera: „Sie müssen alle sterben.“ Genauer: „Dovevano morire tutti. ?a va sans dire.“ Denn er ist ein Mann von Welt und der spricht ein bisschen Französisch. Santo Russo kam als Kind aus Kalabrien nach Mailand, mittlerweile ist er ein Verbrecher mit Ambition – und wir sehen ihm dabei zu, wie er sich unbarmherzig (siehe Titel) seinen Weg bahnt. Großes Asset des Films von Renato De Maria ist Hauptdarsteller Riccardo Scamarcio, der hier so finster wie charismatisch durch die Szenerie stapft.

Carlo und Malik

Krimiserie mit Herzschmerz: zu sehen Netflix

Zwölf Folgen zu je einer Stunde, Hauptdarsteller, die so deutlich sprechen, wie das vor „True Detective“ in Krimi-Serien noch üblich war, eine Geschichte ohne allzu komplizierte Wendungen und dazu die Wahl zwischen deutschen und italienischen Untertiteln – „Carlo und Malik“ über ein ungewöhnliches Polizistengespann eignet sich perfekt, um das Vokabular wieder aufzufrischen. Dazu gibt es reichlich Spannung, ein bisschen Herzschmerz (Malik verliebt sich in eine so hübsche wie vergebene Gerichtsmedizinerin), Reibereien (Carlo ist dezent rassistisch, Malik hat Migrationshintergrund), ein Familiengeheimnis (woran starb Carlos Frau wirklich?), nicht zuviel Gewalt, und Nebenfiguren, die mit viel Liebe gezeichnet sind. Klassisch.

Baby

Skandal um höhere Töchter: zu sehen auf Netflix

Nicht dem Trailer glauben! Das hier ist keine nette Coming-of-Age-Story, sondern eine Serie, die Italien verstörte, zeigt sie doch, basierend auf einer wahren Begebenheit, den tiefen Fall höherer Töchter in die Prostitution. Es ist ein langsamer Fall, keineswegs reißerisch nachgezeichnet, sondern mit viel Sympathie für die wohlstandsverwahrlosten Schüler und Schülerinnen eines Elite-Gymnasiums, die so gelangweilt wie verzweifelt den Ausbruch aus dem goldenen Käfig suchen und nicht so recht wissen wie.

Paranza

Teenager übernehmen das Viertel: zu sehen auf Netflix

Was für ein Dialekt! Würde der Film nicht mit italienischen Untertiteln angeboten – er eignete sich wohl kaum für eine Sprachlektion, das Neapolitanisch der Figuren ist nämlich auch für Fortgeschrittene weitgehend unverständlich. Regisseur Claudia Giovannesi hat für diese Verfilmung des Bestsellers von „Gomorrha“-Autor Roberto Saviano mit Laiendarstellern zusammengearbeitet, die reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist – und denen man die Wandlung von vergnügungssüchtigen Teenagern zu überforderten Nachwuchsmafiosi jede Minute abnimmt.

Denn darum geht es in dieser Geschichte: Wie eine Gruppe junger Burschen, die sich am Anfang noch übermütig für die Party-Nacht vorbereitet und patschert versucht, in der Disco hübsche Mädchen zu beeindrucken, mit einer ordentlichen Portion Gier und einer denn doch überraschenden Portion Skrupellosigkeit nach und nach ein ganzes Viertel übernimmt – und, ja auch, terrorisiert, obwohl das eigentlich gar nicht der Plan war. Aber was war überhaupt der Plan? Und wie soll das gut gehen, ein Haufen zusammengewürfelter 15-Jähriger gegen den Rest der Welt? Rasant und herzzerreißend.

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