In stinkender Meerestiefe

Jens Mühlings mythenreiche Reise um das Schwarze Meer.

Den Kollegen von Ö1 hat Jens Mühling mit der Beschreibung seiner Reise um das Schwarze Meer nicht überzeugt. Man kann das verstehen und trotzdem zu einer anderen Einschätzung kommen. Entscheidend ist, mit welcher Erwartung man an das Buch herangeht. Mühling ist ein Geschichtensammler; in der Tradition der großen Reiseschriftsteller, etwa eines Ryszard Kapuściński. Er will kein Historiker, Politologe oder Naturforscher sein, sondern von allem ein bisschen etwas, in erster Linie aber Erzähler.

Erwartet man sich von Jens Mühlings Umrundung des großen Teichs hinter dem Mittelmeer eine Art kulturhistorischen Reiseführer, dann kann man schon enttäuscht sein. Baedeker ist das Buch keiner. Man erfährt nichts Kunsthistorisches über Sehenswürdigkeiten und ihre politischen Hintergründe. Aber man kann bei der Lektüre ein Gefühl für die Region entwickeln und so manches ihrer Spezifika kennenlernen. So nebenbei erfährt man auch einiges Wissenswerte über dieses Gebiet an der Wiege europäischer Zivilisation, an dessen (literarischem) Beginn Jasons Fahrt mit der Argo nach Kolchis stand. Nicht nur die griechische Mythologie, auch die abendländische Kunst- und Kulturgeschichte wäre um einiges ärmer ohne den Mythos vom Goldenen Vlies und die tragische Geschichte der Königstochter Medea.

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