Naturfilmreihe

Der neue „Universum"-Chef: Mit der Abenteuerlust eines 12-Jährigen

Seit 1. Juli ist Gernot Lercher Chef der ORF-Naturfilmreihe „Universum“.
Seit 1. Juli ist Gernot Lercher Chef der ORF-Naturfilmreihe „Universum“.(c) ORF (Regine Schoettl)
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Der neue „Universum“-Chef Gernot Lercher wollte schon als Kind Dokumentarfilmer werden. Er will die Reihe multimedial und grüner machen.

Es sei „eine Ehre“, die Naturfilmreihe „Universum“ zu leiten, findet Gernot Lercher. Immerhin eine der prominentesten Marken des ORF – auch international. Schon als Kind wollte er Dokumentarfilmer werden. „Als ich zwölf Jahre alt war, war ,Sport am Montag‘ für mich ein Fixtermin. Ich habe selbst Fußball und Tennis gespielt und war sehr sportinteressiert.“ Da ist auch sein Berufswunsch entstanden: „Ich wollte mit der Kamera rund um die Welt fahren, bei sportlichen Großereignissen dabei sein, um Dokus darüber zu gestalten.“ Gleich nach der Matura stürzte er sich ins Berufsleben, startete mit Radioberichten, die er auf einer Schreibmaschine tippte. „Ich habe Journalismus von der Pike auf gelernt.“ Sein Wunsch ging in Erfüllung. Seit 25 Jahren gestaltet Lercher Dokumentationen, mehr als ein Jahrzehnt davon für die Sportredaktion des ORF. „Ich hatte Glück – und immer Chefs, die meine filmische Abenteuerlust unterstützt haben.“

Am Dachstein, im Slum. Interessiert hat er sich für die unterschiedlichsten Themenbereiche: Menschenrechte, Religion und Soziales, natürlich für den Sport, zuletzt kam der Natur- und Tierfilm dazu. Er wanderte für „Europas letzte Nomaden“ durch die Karpaten, Wales und Tirol und gewann damit zwei Goldmedaillen beim New York Festival. Für seine Doku „Der Dachstein – Klettergeschichte aus Fels und Eis“ ließ er die Bergführer zwei Mal die Südwand durchsteigen – einmal in der Kleidung anno 1909, ein zweites Mal in moderner Ausrüstung. Er filmte im größten Slum Afrikas („Sister Mary of Nairobi“), bei Brasiliens Indigenen („The Ones From the Jungle“), er porträtierte die „Schladminger Bergwelten“ und besuchte die einzige Fischerin am Bodensee („Universum Österreich – Land der grünen Grenzen“).

Seit Jahren liegt der durchschnittliche Marktanteil von „Universum“ konstant bei 20 Prozent. „Die Reihe ist deshalb so erfolgreich, weil sie für die Zuschauer ein Fenster in die Welt hinaus ist, das sich jeden Dienstagabend öffnet“, meint Lercher. „Wobei diese Welt auch einen Blick auf Naturräume vor der Haustür eröffnet, die in einer Art und Weise präsentiert werden, wie man es selbst noch nicht erlebt hat.“ Demnächst widmet man sich dem Karawankenbären, dem Sibirischen Tiger, aber auch einer Reise mit Hermann Maier durch den Bregenzer Wald. Zum 50er der Nationalparks 2021 dreht der ORF derzeit einen Zweiteiler über Österreichs Naturschutzgebiete.

Um die Qualität Woche für Woche halten zu können, braucht der Öffentlich-Rechtliche aber Partner aus dem Ausland: „Wir machen pro Jahr 12 bis 14 Coproduktionen. Der Rest ist Kaufware. Kein Land kann so einen Slot allein füllen.“ Derzeit läuft die Serie „Im Sommer die Welt entdecken“. Am Dienstag stehen zwei Beiträge aus der sechsteiligen BBC-Produktion „Planet Earth“ auf dem Programm. Im Oktober zeigt der ORF Lerchers letzten Film als Regisseur „Portugal – Wildnis zwischen Land und Ozean“.

In Zukunft will er die Marke breiter aufstellen. „Wir werden das Augenmerk nicht allein auf die TV-Sendung legen, sondern auch Inhalte, die es nicht in die Doku geschafft haben, oder Randthemen stärker transportieren“ – online, über Radio-Interviews und Podcasts. „,Universum‘ wird mehr als nur eine Fernsehsendung sein.“

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