Kinderzeitung

Das kühle Nass, und wieso es nicht alle so mögen

Vor England ist das Meer immer etwas frisch. Hier, im berühmten südenglischen Badeort Brighton am Ärmelkanal, hat das Wasser jetzt etwa 17 Grad Celsius. Im August können es 19 Grad werden, aber mehr istkaum drin.
Vor England ist das Meer immer etwas frisch. Hier, im berühmten südenglischen Badeort Brighton am Ärmelkanal, hat das Wasser jetzt etwa 17 Grad Celsius. Im August können es 19 Grad werden, aber mehr istkaum drin.(c) Greber
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Die meisten Menschen finden eine Wassertemperatur im See oder Meer von 25 bis 27 Grad am feinsten. Viele mögen es deutlich kühler, andere nicht. Das hat seine Gründe.

Ihr kennt diese Szene sicher: Es ist Sommer, ihr seid mit den Eltern, vielleicht auch mit Freunden, an einem See oder am Meer. Dann geht's ins Wasser. Die einen laufen hinein und planschen, tauchen, spritzen und schwimmen ganz lang. Die anderen (oft die Mädchen) kommen rasch wieder heraus. Oder berühren das Wasser, finden es zu kalt und spielen lieber am Ufer. Vater wirft sich brüllend hinein, Mama aber steckt auch nur die Zehen ins Wasser oder geht maximal bis zu den Knien hinein. Es sei ihr zu frisch, sagt sie. Und die frechen Buben lachen und spotten.

Nun ja, es kann auch anders sein. Aber Wissenschaftler sagen, dass Frauen Wasser meist wirklich als kälter empfinden als Männer. Sie frieren leichter. Das ist kein böses Gerücht, sondern erwiesen. Doch dazu später.

25 bis 27 Grad sind angenehm. Generell, so fand man heraus, empfinden Menschen abseits von Badewanne und Dusche Wasser mit 25 bis 27 Grad Celsius als angenehm. Das ist viel weniger als die normale Körpertemperatur (rund 36 bis 37,5 Grad) und erhöht die Leistungsfähigkeit. Die optimale Wohlfühltemperatur kann um ein paar Grad abweichen. Babys und Kleinkinder mögen eher 30 bis 33 Grad.

Es kommt vor allem auf die Sonne an

Gewässer sind nicht überall gleich warm. Ihre Temperatur nahe an der Oberfläche hängt vor allem von der Sonneneinstrahlung ab, und von einmündenden Flüssen und Bächen, die sind meist kühler. Der Neusiedler See im Burgenland, Stubenbergsee (Steiermark) und Mattsee (Salzburg) hatten zuletzt 24 Grad. Wärmer waren der Bodensee (Vorarlberg) und Klopeiner See (Kärnten) mit 25 Grad, kälter Attersee (Oberösterreich, 20 Grad) und Achensee (Tirol) mit nur 19 Grad.

Meere sind grundsätzlich umso wärmer, je näher sie am Äquator sind, dort werden sie das ganze Jahr über rund zwölf Stunden am Tag von der Sonne beschienen. Das Wasser in äquatornahen Zonen ist meist wärmer als 27 Grad, ja hat 30 Grad und mehr, derzeit etwa vor Indonesien, Indien und in der Karibik. Nördlich der Philippinen und im Persischen Golf hat es jetzt sogar 33 bis 35 Grad, das ist nicht mehr angenehm, oder?

In Richtung der Pole, wo die Sonne an Kraft verliert, wird das Meer kälter, bis um die null Grad. Strömungen bringen Wasser aus Polarzonen und äquatornahen Gebieten in andere Regionen. Ganz unten, in vielen Kilometern Tiefe, hat es weniger als vier Grad, ja sogar unter null, doch das Wasser gefriert wegen des hohen Drucks und des Salzgehalts nicht.

Das Mittelmeer hatte im Osten zuletzt 28 Grad, vor Griechenland und in der Adria 23 bis 25 Grad, vor Spanien 24 Grad. Frischer sind nördlichere Meere, wo mein Sohn Max (9) und ich gern sind, etwa vor Holland und Südengland, da hat's jetzt 17 bis 19 Grad. Wir toben dort im Wasser herum und lassen uns von den Wellen tragen. Mami hockt am Strand.

Der Sprung ins Eismeer

Okay, ich liebe kaltes Wasser und war schon in Meeren, in denen es im Sommer unter 17 Grad hatte, etwa vor Irland. Einmal war's extrem: nämlich vor Spitzbergen (auch Svalbard genannt). Das ist eine gebirgige, baumlose Inselgruppe, die zu Norwegen gehört, hoch oben im Arktischen Meer, nicht mehr so weit entfernt vom Nordpol. Auch im Sommer ist sie großteils vergletschert.

Wir waren dort mit einem Schiff unterwegs. Bei einem Landgang an einem steinigen Ufer mit Blick auf vereiste Berge hatte man die Chance, ins Wasser zu gehen. Begleiter hatten Handtücher dabei. Die Luft hatte etwa 18 Grad, aber das Wasser nur vier Grad! Das ist kühler als im Kühlschrank.



Alle trugen dicke Jacken. Dann waren da zwei junge Norddeutsche, die mich fragten: „He, Alpenländler, du kommst eh mit hinein, oder?“ Hm, natürlich tat ich das. Wir rissen uns die Kleider vom Leib, tappten unter dem Gejohle der Zuseher in Unterhosen ins Wasser und tauchten ein.

Die Kälte packt dich wie ein Schraubstock. Schnell tun die Beine weh, das ist der Kälteschmerz. Es raubt einem auch fast den Atem und du musst langsam und konzentriert atmen. Wir brüllten, machten Heldenposen und waren nach 30 Sekunden wieder draußen. Es fühlte sich dann alles fein warm an, stundenlang. Wir bekamen heißen Tee – und auf dem Schiff feierlich „Eisbären"-Urkunden.

Hier war ich (r.) vor Spitzbergen im Arktischen Meer. Das hatte nur vier Grad!
Hier war ich (r.) vor Spitzbergen im Arktischen Meer. Das hatte nur vier Grad! (c) Greber



In kaltem Wasser kann man schnell erfrieren. Die Zahlen sind nicht exakt und hängen auch davon ab, was man trägt, wie der körperliche Zustand ist, aber in Wasser mit fünf Grad wird man in gut einer halben Stunde bewegungsunfähig, ohnmächtig, in ein bis zweieinhalb Stunden ist man tot. Bei 15 Grad überlebt man drei bis neun Stunden.

Man kann auch in wärmerem Wasser quasi erfrieren

Auch in wärmerem Wasser kann man quasi erfrieren, weil es langsam, aber unaufhaltsam Wärme aus dem Körper saugt: So soll man bei 25 Grad zwei bis vier Tage überleben, eventuell länger, aber nicht wochenlang.

Auch 25 Grad können für die einen angenehm, für andere frisch sein. Die Kälteempfindlichkeit steigt bei Personen, die kränklich sind oder dünn. Es gibt dauerhafte Krankheiten, die das Temperaturempfinden stören, Stress tut das auch. Forscher in Kanada stellten fest, dass Menschen, die sich unglücklich fühlen, rascher über Kälte klagen, es gibt überhaupt einige psychische Gründe. Und das Phänomen, dass etwa die Mutter oder Oma sagt, sie gehe nicht ins Wasser, es sei zu kalt – und das Kind mag deswegen nicht hinein (oder extra doch!).

Frauen frieren schneller

Ja: Frauen und Mädchen frieren schneller. Gründe sind etwa Körperbau, Stoffwechsel, die oft fettärmere Ernährung, sie sind meist kleiner und schlanker als Männer und kühlen darum schneller aus. Nerven, die Temperatur messen, sind bei ihnen näher an der Hautoberfläche und daher sensibler. Männer haben mehr Muskeln, die machen mehr Wärme. Allerdings kann man gegen Kälteempfindlichkeit etwas tun: Etwa viel Bewegung im Freien, gerade im Winter, und indem man sich ab und zu kaltem Wasser aussetzt und abhärtet.

Es gibt jedenfalls durchaus Gründe, dass Frauen nicht so viel im Wasser sind. Wir Buben sollten da nicht spotten – und lieber lernen, wie man richtig gut schwimmt und taucht.

Wusstest du schon, dass . . .

Meerwasser nicht bei null Grad Celsius gefriert wie etwa Wasser in Seen und aus dem Wasserhahn, sondern, je nach Meeresgebiet, erst bei rund minus 1,3 bis minus 1,9 Grad? Das Salz im Meerwasser, im Schnitt etwa 35 Gramm pro Liter, senkt den Gefrierpunkt.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2020)

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