Die Schauspiel-Chefin der Salzburger Festspiele, Bettina Hering, über ihre Erfahrung mit Österreich, der Postdramatik und dem Coronajahr 2020.
Sie sind Schweizerin, haben berufliche Erfahrungen in Deutschland gesammelt. Sie leben seit vielen Jahren in Österreich. Hat sich durch die Ortswechsel Ihre Vorstellung von Europa geändert?
Bettina Hering: Dadurch, dass die Schweiz mehrsprachig ist, wächst man in dem Bewusstsein auf, dass es mehrere Länder im eigenen Land gibt. Durch das Tessin fühlt man sich mit Italien verbunden, durch die französische Schweiz mit Frankreich. Und durch das Rätoromanische weiß man, dass es über den Dialekt hinaus noch etwas gibt. Eine meiner Tanten hat es gesprochen. Auch das hat mich geprägt. Die Schweiz ist zwar klein, aber mittendrin. Ich habe mich immer sehr angebunden an Europa gefühlt.