US-Präsident Donald Trump hat schwer bewaffnete Bundesbeamte in die Stadt Portland entsandt, um gegen Demonstranten vorzugehen. Doch das heizt die Proteste nur weiter an. Ein Lokalaugenschein.
Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 26. Juli 2020 erschienen.
Die Geschäfte sind mit Holzverschlägen verbarrikadiert. An einigen sind noch Spuren der Plünderungen zu erkennen, die Portland vor einigen Wochen in Atem gehalten haben. Jetzt gleicht die Innenstadt der 600.000-Einwohner-Metropole im US-Bundesstaat Oregon einer Geisterstadt. Die Straßen sind großteils menschenleer – nicht unähnlich zu anderen coronageplagten Städten der US-Westküste.
Portland ist bekannt für Hipstertum schlechthin, die Sportmarke Columbia und ihr, für amerikanische Großstadtverhältnisse gutes öffentliches Transportsystem. Das als besonders liberal bekannte Portland rühmt sich zudem, eine aktive linke Szene zu haben. Wenn es nach den Demonstrationen der vergangenen Tage geht, dann gibt es die definitiv. In anderen Großstädten sind die Black-Lives-Matter-Proteste – ausgelöst vom Tod George Floyds bei einem brutalen Polizeieinsatz – etwas abgeebbt. Doch im Zentrum Portlands haben mehr als 50 Nächte in Folge Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. In vielen Vororten gab es Mahnwachen und Aufmärsche. An vielen Fenstern und Hauswänden sieht man den Schriftzug „BLM“ – die Abkürzung für Black Lives Matter.