Kolumne. Menschen ändern ihre Meinung: Ende April, gerade als sich sein Team an das Home Office gewöhnt hatte, fragte es der Finanzchef, wie es damit zurechtkam.
„Prima“, antwortete der Controller, „ein paar Videocalls und dazwischen konzentrierte Arbeit.“
„Super“, sagte die Buchhalterin, „tagsüber mein Kind und abends, wenn es im Bett ist, die Arbeit.“
„Toll“, meinte der Bilanzbuchhalter, „zwei Stunden Fahrzeit täglich erspart.“
Der Finanzchef überlegte. Wenn alle so gern daheim arbeiteten, würde er seine Leute in ein kleineres Büro übersiedeln. Zwei statt drei Dauerarbeitsplätze genügten.
Hätte er sie im Juli, während der Lockerungen, noch einmal gefragt, hätte er ein konträres Bild bekommen.
„Endlich wieder im Office“, hätte der Controller gesagt, „daheim ging ich unter in Videocalls.“
„Endlich wieder Menschen“, hätte die Buchhalterin gesagt, „daheim fiel mir die Decke auf den Kopf.“
„Endlich wieder Bahnfahren“, hätte der Bilanzbuchhalter gesagt, „Abstand zwischen Arbeit und daheim. Zeit, die Zeitung zu lesen.“
In der ersten Angst vor dem unbekannten Virus, in der Euphorie, anpassungs- und überlebensfähig zu sein, war jeder vom Home Office begeistert. Ein paar Monate später wollten alle zurück ins vertraute Büro.
Aber da war die Übersiedlung schon passiert.
Dieser „Führungsfehler“ ist fiktiv. Doch er spiegelt unzählige anfangs euphorische, später gedämpftere Gespräche mit Büromenschen wider. Der gemeinsame Nenner: Alle sind froh, wieder im Office zu sein. Zumindest tageweise.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungs- und andere Fehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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