Mit Federn, Haut und Haar

Wölfe offenbaren die kognitive Dissonanz von Bauernbündlern und Politikern

Die Wölfe werden nicht wundersamerweise von selbst wieder verschwinden. Die einzig rationale Strategie besteht daher darin, Weidetiere fachgerecht zu schützen.

Unverdrossen fordern vor allem Bauernbund und ÖVP-Abgeordnete einen verminderten Wolfschutz, wie gerade eben wieder der wackere Tiroler Josef Hechenberger – töten doch durchziehende Wölfe mit unschöner Regelmäßigkeit Schafe. Man darf sich dennoch über die kognitive Verfassung dieser Herren wundern; so beantwortet die EU-Kommission seit Jahren jegliches Ansinnen negativ, den Schutzstatus des Wolfs in der Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie zu schwächen. Petitionen vor allem aus Österreich, Südtirol und Bayern werden in Brüssel mit immer mehr Kopfschütteln aufgenommen; von jenen Kommissaren und Beamten, in deren Ländern man sich mit dem Wolf arrangiert hat. Sie verstehen nicht, warum jeder einwandernde Wolf zur existenziellen Bedrohung der reichen Alpenländer stilisiert wird, und sie werden auch aus anderen Gründen die FFH-Büchse der Pandora geschlossen halten. Gegen die FFH-Richtlinie in Brüssel zu lobbyieren, ist daher zynische Innenpolitik.

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Die kognitive Dissonanz unserer Mannen zeigt sich in ihrer Weigerung, die Fakten anzuerkennen. Sie halten die Flinte hoch, es ist ihnen aber offenbar nicht klar, was es bedeutet, dass Österreich von Tausenden Wölfen in Deutschland, der Slowakei, auf dem Balkan, in Italien, in Frankreich und der Schweiz umgeben ist. Daher wandern ständig Jungwölfe nach Österreich ein, sie verursachen die Schäden an ungeschützten Weidetieren. Auf sie kann man illegalerweise schießen – und man tut es auch. So steht Österreich zunehmend am Pranger, denn wir sind das größte „population sink“ für Wildtiere in Mitteleuropa: Bären, Luchse, Wölfe, Goldschakale, Fischotter, Biber etc. verschwinden meist spurlos – den Greifvögeln geht es nicht besser. Und nicht einmal die Grünen in der Regierung scheint es zu stören. Abschuss bringt aber keine Sicherheit, weil jederzeit und an jedem Ort in Österreich der nächste Wolf auftauchen und ungeschützte Schafe töten kann. Die Wölfe werden nicht wundersamerweise von selbst wieder verschwinden. Die einzig rationale Strategie besteht darin, die Weidetiere fachgerecht zu schützen. Für diesen beträchtlichen zusätzlichen Aufwand gibt es auf EU-Ebene gut gefüllte Fördertöpfe.

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