Blick nach Oberstorf.
Allgäu

Bauern, Marokkaner und Skispringer

Im südlichen Allgäu, rund um Oberstdorf, trägt jede Kuh eine Glocke. Über Löwenzahnteppiche, rostrote Alpenrosen und ein Exklavental.

Man fragt sich zuerst, was das Allgäu überhaupt ist. Laut Lexikon hat es keine fixe Grenze. Es sei eine Landschaft des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, lappe aber im Westen ein ordentliches Stück nach Baden-Württemberg hinein und erstrecke sich sogar auf einen Teil Vorarlbergs, das Kleinwalsertal. Dehnt sich das Allgäu aus? Müssen wir uns Sorgen machen?

Wenn wir in die Geschichte blicken, durchaus. Das hübsche, 97 Quadratkilometer große Kleinwalsertal mit knapp 5500 Bewohnern, jüngst in den Schlagzeilen wegen eines auf Mindestabstand generös verzichtenden Kanzlers, war oft Politikum. Das liegt daran, dass dieser Teil Österreichs gar nicht von Österreich aus zugänglich ist. Gegen die Grenze hin erheben sich beeindruckende Zweitausender, die einzige Straße nach Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und Baad kommt aus Bayern.
Traditionell kochten die Bewohner dieser Enklave ihr eigenes Süppchen, ab den Neunzigern betrieben sie sogar Steueroasenpolitik. Verlockt von unserem strikten Bankgeheimnis, wurden hier hohe Schwarzgeldbeträge gebunkert. In diesem "Zollanschlussgebiet“ - den seit 1891 zollfreien Handel verdanken die Walser dem Juristen Dr. Tiburtius Fritz (1842- 1896) - wirtschaftete man bis zum EU-Beitritt noch mit D-Mark. Es gab sowohl deutsche als auch österreichische Postleitzahlen.

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