Warum Mode in die Verantwortung genommen wird und wie das Coronavirus eine Chance für eine positive Entwicklung sein könnte.
Der österreichische Designer Jürgen Christian Hörl kreiert seit 1999 Mode. Zu den Kunden seines Labels JCHOERL gehören Prominente wie Mirjam Weichselbraun, die er schon für den Opernball ausstattete.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um?
Jürgen Christian Hörl: Als Designer ist man immer in der Situation sich neu zu erfinden, neue Wege zu beschreiten und den Blick nach vorne zu richten. Dies ist aktuell mehr denn je der Fall.
Die Produktionen von Kleidungsstücken haben wir teilweise auf Masken umgestellt um die Ausfälle etwas abzufedern. Ausbleibende Touristen erreichen wir nun durch unseren neuen ständig wachsenden Onlineshop - dem Tor zur reisebeschränkten Welt.

Wie kann es in der Mode weitergehen, was wird sich Ihrer Meinung nach verändern?
Mode wird immer mehr in die Verantwortung der Gesellschaft genommen, es wird hinterfragt, wie Kleidung hergestellt wird. Betriebe besinnen sich neu und produzieren wieder regional, Rohstoffe lokaler Erzeuger rücken in den Fokus, lokale Communities entstehen, Kleidung wird upgecycled, individuelle Mode die vom Schneider ums Eck angefertigt wird gehört wieder zum Alltag... Alles Utopie? Ich denke nicht, es ist eine Notwendigkeit und unsere Pflicht, mit den Ressourcen die uns gegeben sind behutsam umzugehen.
Geschäfte dürfen wieder offen haben, ist das eine Erleichterung? Können Sie schon abschätzen, wie sich die Situation entwickelt? Wie steht es um Öffnungszeiten, Umsatz, Kundenzuspruch?
Durchwachsen. Eine generelle Bewertung der Situation ist aus heutiger Sicht gänzlich unmöglich. Brauchen würden wir eine grüne Revolution. Politiker, die sich für ihre Bürger und ihr Land einsetzen. Lobbyisten, die sich für das Wohl aller einsetzen. Aufschwung und positive Stimmung nicht auf Kosten der Natur, sondern für die Natur.
Wie wichtig ist aktuell der Onlineshop?, wie hat sich der Kundenzuspruch verändert? Gibt es Modelle, die jetzt besonders gern gekauft werden?
Online einzukaufen ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Es braucht aber eine Diskussion über die Transportkosten und den CO2-Abdruck. Ich denke es ist wichtig, die Konsumenten in die Pflicht zu nehmen und aufzuzeigen, dass Menschen Pakete zustellen und Waren auch bewegt werden müssen. Je weniger Menschen in Läden einkaufen gehen, desto mehr Pakete werden um den Globus geschickt. Das kostet Geld und verbraucht Ressourcen. Es braucht umweltfreundliche Lösungen, von denen wir alle profitieren können.
Welche Art von Unterstützung würde Ihnen jetzt besonders helfen, bekommen Sie Unterstützung aus einem der Hilfsfonds?
Die Hilfsfonds sind zwar kurzfristig eine Hilfe aber langfristig keine Lösung. Auch die Diskussionen über eine 4-Tage Woche ist sehr spannend. Die Unterstützung, die uns wirklich hilft, sind unsere treuen Kunden, die uns helfen das Unternehmen durch diese Krise zu manövrieren.
Kann die Krise auch eine Chance für eine positive Entwicklung darstellen? Wie könnte dies aussehen?
Selbstfahrende Autos bringen unsere Kunden zum Laden. Händler bieten die neuesten Stofftrends feil – recycelte Stoffe die mit neuester Technologie ressourcenschonend erzeugt wurden. E-Roboter servieren Drinks im Laden, der E-Flug-Roboter macht sich auf den Weg um ein Kleid auszuliefern, Kunden probieren digitale Entwürfe in der Hologramm-Kabine und wählen ihre passende Garderobe aus, die dann lokal und nachhaltig produziert wird.
Ich denke wir werden noch Quantensprünge in der Digitalisierung erleben und es wird uns gefallen. Und auch unser Leben besser und einfacher machen. Wir werden unseren Planeten wieder schätzen und lieben lernen und ihn jeden Tag wie unsere Kinder behandeln. Utopie? Ich hoffe nicht!