Verhandlung

Grasser-Prozess: "Kontakt aus der Wiener Szene"

Richterin Marion Hohenecker
Richterin Marion HoheneckerAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Ein Mitarbeiter der RLB OÖ schrieb 2004 ein E-Mail zur nahenden Privatisierung der Bundeswohnungen. Von der Zahl 960 will er aber nichts gewusst haben.

Am 149. Verhandlungstag im Strafprozess um die Affären Buwog und Terminal Tower waren die Reihen der Angeklagten wieder voller als zuletzt. Während am Montag nur vier von ihnen anwesend waren,  mussten am Dienstag elf Platz nehmen, darunter auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Zu hören bekamen er und die übrigen dabei etwa die Zeugenaussage eines Mitarbeiters der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ).

Die RLB OÖ war damals mit der Immofinanz und anderen in einem "Österreich-Konsortium", das bei der Privatisierung der Bundeswohnungen (u.a. Buwog) mitgeboten hatte und schließlich in der zweiten Runde im Juni 2004 den Zuschlag erhalten hatte. Daraufhin zahlte die Immofinanz im Geheimen eine Provision von einem Prozent des Kaufpreises, also 9,6 Millionen Euro, an die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger. Laut Anklage kam die entscheidende Information von Grasser, der auch von der Provision profitiert habe - was Grasser entschieden bestreitet.

E-Mail aus der „heißen Phase“ 

Richterin Marion Hohenecker interessierte sich am Dienstag besonders für ein E-Mail, das der Zeuge in der "heißen Phase" nach dem ersten und kurz vor dem zweiten Angebot für die Bundeswohnungen geschrieben hatte. Der Zeuge Robert E. war damals mit der Strukturierung der Finanzierung des Projekts befasst. Er hatte damals per E-Mail geschrieben, was ihm sein "Kontakt aus der Wiener Szene" mitgeteilt hatte: Die CA Immo meine es ernst, werde aber von der Bank Austria getrieben.

In dem E-Mail findet sich allerdings keine Zahl oder kein Hinweis darauf, wie hoch die mit dem Österreich-Konsortium konkurrierende CA Immo bieten werde. Er habe damals nichts von der Höhe des Angebots der konkurrierenden CA Immo gewusst, beteuerte der Zeuge nun. Insbesondere die Zahl 960 - das Angebot der CA Immo in der zweiten Runde - sei ihm nicht bekannt gewesen.

Er habe nur gewusst, dass in der zweiten Runde für die Bundeswohnungsprivatisierung vom Verkäufer die Zuschlagsfrist verkürzt wurde, wodurch sich das Zinssatzänderungsrisiko deutlich reduziert habe, sagte der Zeuge Robert E. Den damaligen Finanzminister Grasser habe er nicht persönlich gekannt, nur politisch. Auch den mitangeklagten Peter Hochegger habe er nicht gekannt.

Die Vorwürfe auf einen Blick

Causa Buwog: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass rund um die Privatisierung der Bundeswohnungen im Jahr 2004 Bestechungsgeld geflossen ist (9,6 Millionen Euro). Gekommen sein soll das Geld von dem im Bieterverfahren siegreichen Österreich-Konsortium um Immofinanz und RLB OÖ – geflossen über Umwege auf diverse Konten. Die Zahlung ist seit 2009 erwiesen, offen ist die Frage: Hat der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser Informationen weitergegeben, um sich (und andere) zu bereichern?

Causa Terminal Tower: Wie beim Buwog-Deal soll auch hier ein „Tatplan“ (bei Privatisierungsprojekten serienweise „mitschneiden“) befolgt worden sein. Und zwar: Grasser soll einen Teil der 200.000-Euro-Provision eingesteckt haben, die für die Einmietung der oberösterreichischen Finanzdienststellen in den Linzer Terminal Tower geflossen sein soll.

Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe, lediglich Peter Hochegger legte ein Teilgeständnis ab. Es gilt die Unschuldsvermutung.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BUWOG GRASSER PROZESS: GRASSER
Buwog-Affäre

Urteil im Grasser-Prozess voraussichtlich im November

Kommende Woche werde es kein Urteil geben, erklärte Richterin Marion Hohenecker. Der Prozess läuft seit Dezember 2017.
Anwalt Jörg Zarbl, Anwalt Norbert Wess, Angeklagter Karl Heinz Grasser
Buwog

Grasser-Prozess: CA Immo macht Schaden von 1,9 Milliarden Euro geltend

Der Schaden sei durch den - laut Anklage - rechtswidrigen Verkauf der Bundeswohnungen an die Immofinanz/RLB OÖ entstanden.
BUWOG GRASSER PROZESS: MEISCHBERGER / GRASSER
Buwog-Prozess

Grasser: Regierung stand im Jahr 2000 unter Druck

Schwarz-Blau sei damals mit internationalen Sanktionen und  Protesten konfrontiert gewesen, erinnert der Ex-Minister. Da komme niemand auf die Idee, einen „Tatplan“ zu schmieden: „Das ist unvorstellbar."
Meta-Nachrichten

Grasser-Prozess: Freispruch für Michael F. rechtskräftig

Die Staatsanwaltschaft hat keinen Einspruch erhoben.
Einst gute Freunde, mittlerweile wohl eher lose Bekannte: Karl-Heinz Grasser (re.) und Walter Meischberger.
Buwog-Prozess

Causa Buwog: Finale im Prozess der Rekorde

Endlich: Der Countdown im Buwog-Prozess um Karl-Heinz Grasser und Co. hat begonnen. Nächste oder übernächste Woche könnte das Urteil verkündet werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.