Stadtbild

Was Metalle mit Kaffee und Kleiderreinigung verbindet

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Die neue Mauerschau des Vereins Stadtschrift: von guten Bekannten – und von Neuzugängen.

Die „Gaststätte“ war schon da, einst Blickfang einer Fassade zu Breitenlee, auch die „Kleiderreinigung“, ehemals in der Hütteldorfer Straße zu Hause, nicht zu vergessen das beschwingte „Obst u. Gemüse“ aus der Brigittenau. Doch leider, wie nicht anders zu erwarten, hat die neue Mauerschau des Vereins Stadtschrift, aus der Kleinen Sperlgasse ab- und auf eine Feuermauer des unweit gelegenen Ludwig-Hirsch-Platzes umgesiedelt, neben bereits Bekanntem wieder Neuzugänge vorzuweisen. Namentlich die „Metalle“, die bis 2016 ein paar Straßen weiter das Portal von „Emmerich Blassers Nachfolger“ schmückten mit seiner nachgerade fantastisch verquer anmutenden Sortimentkombination aus Eisenwaren, Haus- und Küchengeräten und – jawohl! – Bootsbedarf. Und der „Kaffee“, der manch notorischen Nachtschwärmern vielleicht noch vom gleichfalls 2016 geschlossenen Café Urania in Erinnerung sein wird.
Seit acht Jahren lässt sich der Verein Stadtschrift die Rettung historischer, ihrem eigentlichen Zweck entratener Geschäftsaufschriften angelegen sein. Und der ungebremste Niedergang hiesiger Nahversorger liefert sehr viel mehr Material, als den Betreibern, Birgit Ecker und Roland Hörmann, lieb sein kann. Ihre zwei Mauerschauen, die zweite an der Ecke Hofmühlgasse/Mollardgasse, geben nur einen bescheidenen Eindruck davon, was im Stadtschrift-Lager noch an typografischen Wundern wartet – und was das Wiener Stadtbild an einschlägigen Verlusten seit Jahrzehnten zu gewärtigen hat.
Nein, die Zeit zurückdrehen können wir nicht, doch zumindest das, was daran eigentümlich, voller Charakter und Leben, kurz: schön anzusehen war, zu erhalten, sollte Verpflichtung sein. In vielen Fällen wohl nicht mehr als ein Stück Erinnerung, doch wer weiß, vielleicht da und dort auch Inspiration für die Zukunft.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

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