Wohnumfrage sReal und Wohnnet

Wohnwünsche der Österreicher vor und nach dem Shutdown

Die Nachfrage an Gärten hat sich um 16 Prozent gesteigert.
Die Nachfrage an Gärten hat sich um 16 Prozent gesteigert.pixabay
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Gärten, Mängelcheck und Eigentum: Aktuelle Umfrage von s Real und Wohnnet zeigt geänderte Trends vor und nach dem Corona-Shutdown im März 2020.

„Mitte März sank die Nachfrage an Wohnungen schlagartig“, erzählt Michael Pisecky, GF der s Real Immobilienvermittlung. „Ab Ostern stieg sie dann zaghaft an, und ab Mitte Mai erreichten wir neue Rekordzahlen, wir hatten um 65 Prozent mehr Suchanfragen. Im Juni lagen wir noch 37 Prozent über dem Durchschnitt.“ 

Gesucht haben zu 60 Prozent Frauen - auch mehr als üblich. „Generell sind Frauen stärker vertreten, aber so einen Gap hatten wir noch nie“, sagt Emanuel Führer, GF Wohnnet Medien GmbH. Viele Frauen waren vermehrt durch Kinderbetreuung und Home Office auch nach dem Lockdown an die eigenen vier Wände gebunden. „Man hat die eigene Wohnsituation noch direkter erfahren." Auch häusliche Konflikte könnten den Wunsch nach einer eigenen oder größeren Wohnung verstärkt haben. 72 Prozent der Suchenden waren unter 50 Jahre alt, die restlichen 28 Prozent waren älter.
Einen leichten Zuwachs auf 12 Prozent (2019: sieben Prozent) gab es auch bei denen, die ihre erste eigene Wohnung beziehen wollen; möglicherweise hat hier die Pandemie die Auszugswünsche aus dem Elternhaus ein wenig beschleunigt. 

Eigentumsnachfrage weiter verstärkt

Hauptmotive waren bei 28 Prozent (2019: 26 Prozent), dass sie statt einer Mietwohnung Eigentum erwerben wollen, gefolgt von 21 Prozent, die angaben, dass die derzeitige Wohnung zu klein sei. Für 14 Prozent ist ein Ortswechsel der ausschlaggebende Grund, und weitere 13 Prozent wollen aus persönlichen Gründen wie einer Trennung, einem Jobwechsel oder pflegebedürftigen Angehörigen ihre Wohnsituation verändern.

Fast drei Viertel der Immobiliensuchenden, 73 Prozent, wollen Eigentum erwerben. Ein Grundstück suchen dabei 12 Prozent, eine Eigentumswohnung 30 Prozent, und ein Haus wollen 31 Prozent kaufen. Diese Präferenz hat sich in Corona-Zeiten und im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert, ist aber in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden (2018: 67 Prozent). Einen leichten Unterschied gibt es bei den angegebenen Motiven für den Eigentumserwerb: Wichtiger wurden demnach, dass keine monatliche Miete mehr zu bezahlen ist und dass es keine Übersiedlungen mehr benötigt.

Wohnqualität vor Geldanlage

Signifikant weniger wichtig nach dem Shutdown wurden hingegen die Themen Geldanlage und Wertsteigerung (20 Prozent versus neun Prozent) und die Vorsorge für das Alter (18 Prozent versus 15 Prozent). „Die Menschen haben nach dem Shutdown vermehrt ihre aktuelle Wohnsituation hinterfragt und sich über Verbesserungspotenzial Gedanken gemacht,“ sagt Pisecky,  „Wohnqualität kommt jetzt eindeutig vor Renditeüberlegungen, Investition in Sachwerte und Werterhalt geben persönliche Sicherheit in unsicheren Zeiten.“
Mieten wollen hingegen stabile 27 Prozent der Immobiliensuchenden, wobei hier die aktuelle Lebensphase als Motiv nach dem Shutdown eine erhebliche Steigerung erfahren hat, nämlich von 32 Prozent auf 40 Prozent.

Wien liegt nicht im Trend ...

Verliererin der Corona-Krise ist eindeutig die Bundeshauptstadt. Wollten davor noch 34 Prozent unbedingt nach Wien, waren es danach nur noch 25 %. Die Landeshauptstädte blieben dagegen einigermaßen stabil bei den Wohnwünschen (15 Prozent vs. 16  Prozent), ein wenig beliebter wurden kleinere Bezirksstädte (12 Prozent vs. 16 Prozent). Ländliche Idylle suchten vor Corona 39 Prozent der Befragten, danach waren es 43 Prozent. Rechnet man hier die Bezirkshauptstädte dazu, wollen fast 60 Prozent der Teilnehmenden an der Umfrage weg aus den größeren Städten.

… Gärten dafür umso mehr

Waren in Prä-Corona-Zeiten ein Garten (29 Prozent), ein Balkon oder eine Terrasse (56 Prozent) sehr wichtig, stieg die Beliebtheit danach für die Teilnehmenden bei Gärten um 16 Prozent an, bei Balkon und Terrasse waren es plus drei Prozent.
Ein gesteigertes Interesse nach Freiflächen bestand vor allem während des Lockdowns. Relativ zur Gesamtzahl der monatlichen Besucher war im April 2020 der Anteil der Besuche mit Suchen nach Freiflächen um 20 Prozent höher als im April des Vorjahres. Im Mai 2020 war der Anteil der Besuche mit Suchen nach Freiflächen um 64 Prozent höher als im Mai 2019.
Interessant dabei: im Juni 2020 nahm das Interesse an Garten, Balkon und Terrasse wieder ab. Die Ausgangsbeschränkungen und die Maskenpflicht wurden damals größtenteils aufgehoben. „Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Werte bei neuerlichen Beschränkungen entwickeln werden. Aber wir können jetzt schon sagen, dass diese Außenbereiche eine Aufwertung erfahren werden“, sagt Pisecky. 
Raumaufteilung und die absolute Fläche verlieren hingegen mit Corona leicht. Wenig Änderungen gab es auch bei der Wichtigkeit von Faktoren wie Luftqualität (48 Prozent) und Ruhelage (42 Prozent), auch die Energieeffizienz ist für die Umfrageteilnehmenden nur für 34 Prozent ein entscheidendes Kriterium. Erstmals wurde auch die Wichtigkeit einer Steckdose für ein Elektroauto abgefragt: nur sieben Prozent finden es sehr wichtig. 

Annähernd gleich geblieben im Vergleich zu den Vorjahren waren die Antworten auf die Wichtigkeit von guter Anbindung für das Auto, der guten Erreichbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln und der Nahversorgung, wobei es hier naturgemäß doch einige Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Weniger wichtig ist den Immobiliensuchenden – auch nach dem Shutdown – die nahe Gesundheitsversorgung mit Ärzten und Apotheken. 

16 Prozent suchen per Social Media

Nach wie vor sind Immobilienportale die beliebtesten Medien bei der Immobiliensuche (36 Prozent). Websites von Immobilienmaklern folgen mit 27 Prozent (2019: 22 Prozent). Social Media gewinnen an Bedeutung mit 16 Prozent (2019: 14 Prozent). Tageszeitungen sind bei 10 Prozent der Befragten beliebt (2019: 14 Prozent) und Immobilienmagazine spielen für 11 Prozent eine wichtige Rolle (2019: 13 Prozent). Bei allen Medien gibt es mehr oder weniger große Unterschiede je nach Alter, Social Media beispielsweise ist bei den älteren Immobiliensuchenden nur wenig relevant. 

Welche Informationen erwarten sich Suchende, damit sie einen Besichtigungstermin anfragen? Schöne und aussagekräftige Fotos einer Immobilie sind für 83 Prozent die mit Abstand wichtigste Information, gefolgt von Raumplänen und Grundrissen (75 Prozent), Standort und Lageplan (74 Prozent) und einer ausführlichen Beschreibung (65 Prozent). Nicht ganz so wichtig befanden die Teilnehmenden an der Umfrage Angaben zur Infrastruktur in der Umgebung (38 Prozent). Für Emanuel Führer, Geschäftsführer von Wohnnet, ist das nicht weiter verwunderlich: „Die meisten haben sich für ihre gewünschte Wohngegend diese Informationen sicher bereits beschafft, bevor sie zu suchen begannen.“ 

Kurze Reaktionszeit und Mängelprüfung gefragt

Bei der Beantwortung ihrer Anfrage erwarten sich 17 Prozent der Befragten eine Reaktion innerhalb der nächsten Stunde, weitere 49 Prozent innerhalb von 24 Stunden, und 34 Prozent innerhalb der nächsten 2 bis 3 Tage. Ältere Interessenten sind dabei deutlich geduldiger: Von diesen können nämlich 85 Prozent 24 Stunden oder ein paar Tage auf Antwort warten.

Datenbasis der Wohnumfrage

Bei den Erwartungen an einen Immobilienmakler steht für die Teilnehmenden an der Umfrage mit 80 Prozent an erster Stelle die Überprüfung auf Mängel beispielsweise der Elektrik oder der Heizung. Mit Abstand dahinter rangieren erste Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen (59 Prozent) und Kenntnisse zu Infrastruktur und Lage einer Immobilie (58 Prozent). Kompetenz zum Thema Finanzierung erwarten sich immerhin 40 Prozent der Befragten, während sich nur 12 Prozent Einrichtungstipps von ihrem Makler erhoffen.


An der von s REAL und Wohnnet durchgeführten Umfrage nahmen 5274 Personen teil. Der aus 16 Fragen und 12 Gewichtungsfragen bestehende Fragebogen wurde zwischen 30. Januar und 30. Juni 2020 den Website-Besuchern von www.wohnnet.at und www.sreal.at ausgespielt. Die Geschlechterverteilung liegt bei 40 Prozent männlichen und 60 Prozent weiblichen Teilnehmern. 72 Prozent der Teilnehmenden waren unter 50 Jahre alt.

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