Krise

OMV schreibt erstmals rote Zahlen

The logo of Austrian energy group OMV is pictured on the rooftop of its headquarters in Vienna
The logo of Austrian energy group OMV is pictured on the rooftop of its headquarters in ViennaREUTERS
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Nicht nur die Coronapandemie, sondern auch der Ölpreisverfall ruinierten das Halbjahr. Die Strategie lautet weiter: Kunststoff statt Benzin.

Wien. Es war kein gutes halbes Jahr für den heimischen Öl- und Gaskonzern OMV. Nicht nur, dass die Coronapandemie und der damit verbundene Lockdown für einen globalen Rückgang bei der Nachfrage nach Benzin, Diesel oder Kerosin sorgten. Hinzu kam noch der Kampf zwischen Russland und Saudiarabien um Förderkürzungen, weshalb zeitweise das Angebot auf dem Ölmarkt sogar ausgeweitet wurde. Das Ergebnis war ein drastisch gesunkener Ölpreis. Statt durchschnittlich knapp 70 Dollar wie im ersten Halbjahr 2019 lag er in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei lediglich 40 Dollar. Der OMV bescherte das unter dem Strich den ersten Verlust in ihrer – zumindest jüngeren – Geschichte.

Mit einem Nettoverlust von elf Mio. Euro lag die OMV nicht nur deutlich unter den 1,16 Mrd. Euro Gewinn des Vorjahreszeitraums, sondern etwa auch schlechter als im ersten Halbjahr 2009. In der letzten großen Wirtschaftskrise musste der Konzern zwar ebenfalls einen Gewinnrückgang um 80 Prozent hinnehmen, konnte damals aber noch einen Gewinn im dreistelligen Millionenbereich einfahren. „Das erste Halbjahr und vor allem das zweite Quartal waren ein äußerst schwieriges Umfeld für die OMV. Wir konnten uns aber gut behaupten und sehen inzwischen eine deutliche Erholung. An den Tankstellen gibt es bereits wieder fast ein Niveau wie vor der Coronapandemie“, so OMV-Chef Rainer Seele bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.

3,5 Mrd. weniger Umsatz

Grund für den Verlust war aber nicht nur der deutlich gesunkene Umsatz. Dieser lag mit 7,9 Mrd. Euro um rund 3,5 Mrd. Euro unter dem Wert des ersten Halbjahres 2019. Hinzu kam auch, dass die OMV ihre vorhandenen Lagerbestände abwerten musste. Allein diese Abwertungen hatten einen negativen Ergebnisbeitrag von 523 Mio. Euro. Operativ konnte der Konzern nämlich trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds noch einen Überschuss von 844 Mio. Euro erzielen.

Grund dafür war laut Seele der sozusagen automatische Ausgleich innerhalb der einzelnen Geschäftsfelder. Während das in normalen Zeiten lukrativere Upstream-Geschäft, in dem die Produktion des Rohöls zusammengefasst ist, aufgrund des niedrigen Ölpreises de facto zu einem Nullsummenspiel wurde, konnte der Downstream-Bereich, in dem Öl zu Produkten weiterverarbeitet wird, sogar von den geringeren Rohstoffkosten profitieren.

So stellte die OMV in ihren Raffinerien die Produktion so stark wie technisch möglich von Kerosin und anderen Treibstoffen auf Petrochemie um. Der Auslastungsgrad sank dabei zwar dennoch um zehn Prozentpunkte auf 86 Prozent, lag damit aber immer noch über dem Schnitt aller europäischen Raffinerien, so Seele sichtlich stolz. Im Durchschnitt betrug die Auslastung nur 74 Prozent.

Auch bei der Ölproduktion konnte die OMV während der Coronapandemie weitere Kostenverbesserungen erzielen. So sanken die Produktionskosten neuerlich um acht Prozent und betragen inzwischen 6,3 Dollar je Fass Öl. Und im Gasbereich konnte das Verkaufsvolumen sogar um rund ein Viertel erhöht werden. Aber auch dort brachte das Halbjahr einen Preisverfall – mit gut 50 Prozent sogar noch heftiger als beim Öl. Grund war hier neben dem Nachfragerückgang auch der warme Winter, weshalb die Speicher im Frühjahr noch gut gefüllt waren.

„Öl nicht mehr verbrennen“

An der grundsätzlichen Strategie werde sich durch die aktuelle Situation nichts ändern, so Seele. Eher im Gegenteil. „Wir werden den wertvollen Rohstoff Öl in Zukunft nicht mehr verbrennen, sondern zu hochwertigem Kunststoff verarbeiten.“ Daher habe man im März auch den Anteil am Kunststoffhersteller Borealis auf 75 Prozent erhöht und plant gleichzeitig, sich aus einigen Bereichen – Tankstellen in Deutschland, Gasverteilnetz in Österreich – zurückzuziehen. Im Rahmen dieser Strategie soll auch der CO2-Ausstoß der OMV sinken: um 30 Prozent gegenüber dem Wert von 2010. Für die Aktionäre dürfte vorerst aber ein anderer Wert wichtig sein, die Dividende. Diese soll bei 1,75 Euro je Aktie belassen werden.

(jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2020)

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