Sommerfestival Kittsee

„Wiener Blut“ trotzt dem Virus und dem Regen

Die aus über 30 Walzern und Polkas von Johann Strauß Sohn gezimmerte Operette in einer stimmigen Inszenierung beim Sommerfestival Kittsee - mit einigen derben Scherzen und vielen gut disponierten Stimmen.

Die Beschränkung auf 500 Besucher konnte die Intendanz so wenig abschrecken wie die die reduzierte Probezeit. „Wiener Blut“ in Kittsee findet statt! Was Corona nicht geschafft hatte, wäre am Premierenabend freilich beinah dem Wetter gelungen. Obwohl alle Prognosen grünes Licht für einen regenfreien Abend gegeben hatten, begann nach der Pause ein zwar ruhiger, aber ziemlich nasser Landregen.

Doch Intendant Christian Buchmann und Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns wussten Rat – ihre Aktion verhalf dem Festival zu einem Alleinstellungsmerkmal: Jeder der beiden nahm einen Besen zur Hand, um den Bühnenboden zu schrubben. Nach dem Finale waren freilich alle völlig durchnässt, nur das im Schloss sehr einfühlsam und mit gutem Gespür für Tempi und die nötigen Rubati musizierende Orchester unter Joi Hattori ausgenommen.
Doch es gab großen Jubel. Und der Applaus war verdient. Angesichts einer solch animierten Operettenvorstellung scheint es gar nicht nachvollziehbar, dass die Uraufführung dieses Werks einst ein Durchfall war. „Wiener Blut“ ist zwar keine Originalkomposition von Johann Strauß Sohn, aber ein Pasticcio aus mehr als 30 seiner bekanntesten Walzer und Polkas. Strauß war schon zu krank, um eine neue Operette in Angriff zu nehmen. Das Fiasko der Uraufführung musste er nicht mehr erleben. Kritiker verglichen ihn mit Titurel, der in Wagners „Parsifal“ aus dem Grabe heraus zu singen hat.

In der Ausstattung von Manfred Werba, die das Batthyány-Schloss wirkungsvoll einband, gelang eine stimmige Inszenierung mit deftigen Buffo-Scherzen, wie sich's im Sommertheater gehört. Die Spielfreude des Ensembles war vom Dauerregen nicht zu bremsen. Als Balduin Graf Zedlau konnte der aus Brixen stammende Tenor (und Architekt) Roman Pichler nach anfänglicher Nervosität auch dank seines weich timbrierten lyrischen Tenors punkten.
Als seine Bühnengattin verströmte die Wiener Sopranistin Gabriele Petra Halper-König Noblesse sowohl in der Darstellung als auch in der sehr sicher geführten Stimme, die möglicherweise auf Grund der generell zu großzügigen akustischen Verstärkung ein wenig unruhig wirkte. Der junge Württembergische Bariton Daniel Raschinsky als Fürst Ypsheim-Gindelbach musste nicht outrieren, sondern durfte sich auf seinen angenehm lyrisch timbrierten Bassbariton verlassen. Kerstin Grotrian (Franziska Cagliari) zeigte sich als routinierte Soubrette, nur die junge Kärntnerin Nicole Lubinger gab eine etwas übertrieben einfältige Pepi Pleininger, ließ aber einen angenehm frisch klingenden Sopran hören. Für Klamauk im richtigen Maß sorgten Josef Krenmair, Philipp Landgraf und Raimund Stangl.

Reprisen: 30. und 31. Juli, 1. und 2. August.

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