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Festivals aus Sankt Gilgen bekommen „Asyl“ in Bad Ischl

(c) Erika Mayer
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Die „Hölle am See“ und das für nächste Woche geplante Kindermusikfestival übersiedeln ins Lehártheater.

Es hat schon etwas Absurdes: Von Beginn der Coronazeit an kämpfte Marie-Theres Arnbom nicht nur darum, ihr seit 16 Jahren veranstaltetes Kindermusikfestival in St. Gilgen unter Einhaltung aller Auflagen abhalten zu können (die „Presse am Sonntag“ berichtete). Sie nahm das anfängliche kulturelle Wiener Vakuum auch zum Anlass, einen lang gehegten Plan umzusetzen und noch ein zweites Festival am Wolfgangsee zu starten: Das sonst im Keller des Theaters an der Wien stattfindende, wiederbelebte historische Kabarett „Die Hölle“, das seit Mitte Juli mittwochs im Gilgener Mozarthaus stattfand.

Doch gerade dann, eine Woche vor Beginn des teils ausverkauften Kinderfestivals, überschlugen sich die Ereignisse aufgrund des Coronaclusters in St. Wolfgang. Am Montag erließ die Gemeinde St. Gilgen die Verordnung, dass „sämtliche öffentliche Veranstaltungen und Konzerte bis 6. August 2020 abzusagen bzw. auszusetzen sind“. Ein „unverhältnismäßiger Schritt“ in den Augen von Veranstalterin Arnbom, die alle Bundesauflagen bei ihren Festivals penibel erfüllt. Doch wieder gab sie nicht auf – und bekam Asyl in Bad Ischl: „Bürgermeisterin Ines Schiller hat uns mit offenen Armen aufgenommen und ermöglicht, dass alle Veranstaltungen bis zum 7. August im Lehártheater stattfinden können.“

Lehártheater „besonderer Glücksfall“

Der neue Ort, der als Kino und als Theater genutzt wird, erweise sich auch inhaltlich als „besonderer Glücksfall“, so Arnbom: 1827 begründet, übrigens mit einer Frau als erster Direktorin, traten dort in der Bad Ischler Sommerfrische alle Größen der Wiener Theater-, Operetten- und auch Kabarettszene auf – von Johann Nestroy über Alexander Girardi, Richard Tauber, Katharina Schratt natürlich, bis später Hans Moser und Karl Valentin. Das Programm der von 1906 bis 1937 bestehenden, 2010 von Georg Wacks (mit dem Zugpferd Christoph Wagner-Trenkwitz) wiederbelebten „Hölle“ passe daher ideal hierher, findet Historikerin Arnbom. Durch diesen Zufall wirke es sogar wie eine „großartige Fortsetzung der langen und fulminanten Geschichte dieses Theaters“.
Vor allem die kommenden Mittwoch, 5. 8., angesetzte Hommage an den Librettisten Fritz Löhner-Beda, 1942 in Auschwitz ermordet, gestaltet sich wie eine Art Rückkehr nach Ischl: Gehörte ihm dort doch vor seiner Deportation die sogenannte Schratt-Villa. (sp)

Informationen unter www.hoelleamsee.at sowie www.kindermusikfestival.at

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