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Nachrichten Meinung Magazin
55 Jahre ORF

55 Jahre ORF: Perlen, Flops und Straßenfeger

"Russisch für Anfänger", "Tritsch tratsch" und "Am dam des": Der ORF hat eine farbenfrohe Geschichte. Ein Rückblick bis in eine Zeit, in der Kameramänner noch weiße Kittel trugen.
30.07.2010 um 14:59
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Hauptbild • (c) ORF
1955
Vor 55 Jahren startete eine Ära, die die Freizeitgewohnheiten in Österreich radikal verändert hat: Das Fernsehen nahm seinen Betrieb auf. Am 1. August startete regelmäßiges Programm: Drei Mal pro Woche wurde je rund 30 Minuten ausgestrahlt, am späten Nachmittag zwischen 17 und 18 Uhr: So konnten die Menschen am Heimweg von der Arbeit in Auslagen und Gasthäusern fernsehen. Damals besaßen nämlich nur wenige einen eigenen Apparat. Was gezeigt wurde? Etwa die Unterzeichnung des Staatsvertrags, die Eröffnung des wiederaufgebauten Wiener Burgtheaters und der Staatsoper, die "Karikatur der Woche" mit Gustav "Ironimus" Peichl, Sport mit Edi Finger und "Fass das Glück" mit Heinz Conrads. Erst 1958 entstand die Österreichische Rundfunk Ges. m. b. H., zuvor hieß das TV hierzulande Österreichisches Rundspruchwesen .

Im Bild: Franziska Kalmar, die erste Fernsehsprecherin Österreichs
(c) ORF (-)
Der erste Meilenstein des Österreichischen Fernsehens war die "Zeit im Bild": Der Fernsehjournalist und spätere ORF-Generalintendanten Thaddäus Podgorski gestaltete sie nach Vorbild der BBC-Nachrichten "Nine O’Clock News". Der Name sollte eigentlich nur ein vorläufiger sein. Von Beginn an war die "Zeit im Bild" eine Sprechersendung, bei der ein Nachrichtensprecher vor der Kamera die Meldungen liest. Wer der erste "Zeit im Bild"-Sprecher war, das weiß man nicht so genau. Es dürfte Herbert Kragora gewesen sein.
(c) ORF
1955
Auch wann genau die erste "Zeit im Bild" ausgestrahlt wurde, konnte man noch nicht rekonstruieren: Es dürfte zwischen dem 23. November und dem 5. Dezember 1955 gewesen sein. Aus der Zeit gibt es aber kein Archivmaterial und Zeitzeuge Podgorski kann sich nicht mehr erinnern. Am 1. Jänner 1957 wurde die "Zeit im Bild" zum ersten Mal mit Wort- und Filmbeiträgen gezeigt.

Gerd Prechtl, 1964
(c) ORF (-)
1969
Erst 1957 wurde der erste Spielfilm des Österreichischen Fernsehens gezeigt. Die Reklamewirtschaft fand bald Gefallen an dem neuen Medium: 1959 zeigte der ORF erstmals Werbung, bis 1986 blieb der Sonntag aber werbefrei.

Ein Knüller 1969: Die "Peter Alexander Show"
(c) ORF (-)
Karge Studios, starre Kameras: Erst in den späten Siebzigern begann das Fernsehen, flexibler zu werden. Im Vordergrund stand damals aber noch der Bildungsauftrag, der bis heute im ORF-Gesetz verankert ist. Ab 1974 konnte man sich über "Russisch für Anfänger" freuen: "Privjet, dobry den!"
(c) ORF (-)
So wenig die Österreicher durch das Format wohl Russisch lernten, es war beliebt: Bis 1992 lehrte die gebürtige Moskauerin Lisa Schüller die (un)geduldigen Massen.
(c) ORF (-)
Ein Skandal und bis heute Fernsehkult: 1975 startete "Ein echter Wiener geht nicht unter". Die Serie zeigte erstmals das Wiener Proletariat in vollem Glanz. In insgesamt 24 Folgen lebten, liebten und litten Mundl Sackbauer (Karl Merkatz), seine Frau Toni (Ingrid Burkhard) und die Kinder samt Anhang sowie Sittich Schurli. Legendär: Die Silvesterfolge, in der Mundl dem Nachbarn eine Rakete ins Fenster schießt. Und natürlich der Ausspruch: "Mei Bier is net deppat!"
(c) ORF
1975
Bunte Bienenwaben-Kulisse und ein Clown, der nicht und nicht gehen will: Ab 1975 zeigte der ORF Kinderprogramm "Am dam des" - für Kinder, die nicht in den Kindergarten gingen. Zeitlos die Kennmelodie: "Am dam des, disse malle press, disse malle pumperness, am dam des." Bis 1993 hielt sich das Programm, dann wurde es von "Confetti TiVi" abgelöst.

Im Bild: Heinz Zuber als Enrico
(c) ORF (-)
1975
In der ersten TV-Wahlkonfrontation Österreichs trafen SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky und Josef Taus (ÖVP) in einem recht spartanischen Studio aufeinander - ohne schlichtenden Moderator. Kreisky präsentierte sich als erfahrener Staatsmann und konnte sich besser behaupten. Bei der Nationalratswahl am 5. Oktober 1975 ging die SPÖ mit 50,4 Prozent der Stimmen als Sieger hervor.
(c) ORF (-)
1976
Noch so eine Kultserie aus den Siebzigern: Das satirische Detektiv-Format "Kottan ermittelt" von Helmut Zenker. Major Adolf Kottan wurde am Anfang von Peter Vogel, später von Franz Buchrieser und dann von Lukas Resetarits gespielt. Filme und auch ein Theaterstück folgten.
(c) ORF (-)
1976
Im selben Jahr wie "Kottan ermittelt" startete der "Club 2": Heiße Diskussionen auf Ledermöbeln. Manche waren heißer als andere, etwa die Debatte unter dem Titel "Was ist los mit der Jugendkultur?" 1979. Darin zeigte die deutsche Punk-Sängerin Nina Hagen, wie Frauen masturbieren. Wochenlange Diskussionen folgten. Mit dem "Club 2" war der ORF wegweisend: Er gilt als Vorbild für viele Diskussionssendungen, etwa "After Dark" der BBC.
(c) ORF (ORF)
1977
Die Landbevölkerung und die turbulenten Jahre zwischen 1900 und 1945: Peter Turrini und Wilhelm Pevny trafen mit der "Alpensaga" den Nerv der Zeit und schufen ein Stück Fernsehgeschichte.

Im Bild: Franz Muxeneder und Helmut Qualtinger
(c) ORF
Auch Persönlichkeiten brachte der ORF hervor: Ab 1974 war Robert Hochner freier Mitarbeiter beim ORF, von 1979 bis knapp vor seinem Tod als Moderator der Zeit im Bild 2 - und Österreichs erster echter Anchorman. So prägte er etwa ein Zitat, das heute wohl jeder Journalist kennt: "Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv". 2001 starb er an Krebs. Hochner galt als Garant journalistischer Integrität, heute ist ein Preis nach ihm benannt.
(c) ORF (-)
1979
Absurde Preise, Promi-Talk, Lebenshilfe und Quiz - "Tritsch tratsch" war alles in einem. 1979 startete das Erfolgsformat des ORF. 1983, ein Jahr vor dem Aus, fuhr die Sendung mit Moderator "Joki" Kirschner eine Rekordquote von 2,3 Millionen Zuschauern ein. Als Tritsch Tratsch-Mädchen begann Vera Russwurm ihre Karriere.

Im Bild: Kirschner mit Publikumskandidatin beim "Ladenspiel"
(c) ORF (-)
1980
Ein Straßenfeger war "Ringstraßenpalais" 1980 über eine Familie Ende des 19. Jahrhunderts - Wiens goldene Jahre.

Im Bild: Dorothea Parton, Marianne Nentwich, Heinrich Schweiger, Klaus Wildbolz, Friedrich von Thun.
(c) ORF (-)
Gleich drei Großkaliber der Fernsehunterhaltung starteten 1981: "Traumschiff", "Musikantenstadl" und "Wetten, dass ...?". Alle drei gibt es heute noch. Mit dem Moderatorenwechsel - Thomas Gottschalk löste 1987 Frank Elstner ab - wurde "Wetten, dass ...?" die erfolgreichste Show im deutschen Fernsehen.

Im Bild: Frank Elstner und seine Gäste Curd Jürgens und Barbara Valentin
(c) ORF (Georg Meyer-Hanno)
Geschichte lernen mit Hugo Portisch: Ab 1982 klärte der Journalist die Nation in "Österreich II" über ihre Vergangenheit auf. Begonnen wurde allerdings erst mit der Zeit nach 1945. Die Kriegsjahre waren zu dieser Zeit noch wenig beleuchtet - das änderte sich erst im Laufe des Jahrzehnts.
(c) ORF (-)
Ein Hunderl mit detektivischem Spürsinn lockte ab 1994 vor die Fernsehschirme: Erst ermittelte "Kommissar Rext" mit Tobias Moretti, später mit Gedeon Burkhard und Alexander Pschill. Sogar in Japan wurde das Erfolgsformat gezeigt. Inzwischen ist Rex umgezogen nach Italien: Dort klaut er Kaspar Capparoni die Wurstsemmeln.
(c) ORF (Ali Schafler)
Eine Lightversion von "Big Brother": "Taxi Orange" war ab 2000 die ORF-Version des Reality-TV-Booms. Eingesperrt wurden die Kandidaten nicht: Sie mussten sich mit Taxi-Fahren ihr Geld verdienen. Drei Staffeln des Formats wurden ausgestrahlt, Max Schmiedl verhalf es zu bleibender Bekanntheit.
(c) ORF (Hans Leitner)
Auch der ORF blieb nicht vom Casting-Boom verschont: Ab 2002 zeigte er in "Starmania", wie aus guten Sängern Sternschnuppen werden. Einzige Ausnahme: Christina Stürmer. Im heurigen Herbst wird es durch "Helden von Morgen" ersetzt.
(c) Harald Hofmeister
Eine überraschend erfolgreiche und frische Schiene wurde ab 2002 die "Donnerstagnacht": David Schalko und Fred Schreiber starteten mit ihrer innovativen Reizüberflütung mit dem Titel "Sendung ohne Namen", es folgen "Willkommen Österreich" mit den Comedians Dirk Stermann und Christoph Grissemann, die auch ab und an mal für einen Skandal gut sind.
(c) ORF (Hans Leitner)
Das Symbol für die gefloppte Programmreform des amtierenden ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz: "Mitten im 8en" wollte 2007 eine österreichische Mischung aus Seifenoper und Sitcom werden, war aber hauptsächlich erfolglos. Im Eiltempo wurde die Serie abgedreht: Nur zwölf Wochen zeigte der ORF das "Herzstück" der Reform.
(c) ORF (Thomas Jantzen)

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