19. Juli 2020: Dresden (Sachsen), Literatur: Ein Maedchen liest das Buch Harry Potter und der Orden des Phoenix von Joan
Geburtstag

Harry Potter wird 40: Der Zauberer und seine umstrittene Schöpferin

Sein Name ist untrennbar mit seiner Erfinderin Joanne K. Rowling verbunden – doch diese steht derzeit heftig in der Kritik.
 

Das allererste Mal, das man Harry Potter sah, war er ein Kleinkind, fast noch ein Baby mit einem Büschel rabenschwarzer Haare und einem blitzförmigen Schnitt auf der Stirn. Er schlief in den Armen eines Halbriesen, hatte gerade die Zauberwelt gerettet und seine Eltern verloren. Man konnte fast nicht anders, als ihn nach dieser Szene im ersten Harry-Potter-Buch "Der Stein der Weisen" zu lieben. Zuletzt sah man die Figur als Erwachsenen im Theaterstück "Harry Potter and the Cursed Child". Es spielt – wie der Epilog der siebenteiligen Romanreihe – 19 Jahre nach dem Kampf gegen den bösen Zauberer Voldemort. Im Stück ist Harry erwachsen, verheiratet und Vater von drei Kindern. Zur Arbeit geht er ins Ministerium für Zauberei und muss seinem Sohn Albus bei der Auseinandersetzung mit der dunklen Vergangenheit der Familie beistehen. Nun wird der Zauberheld 40 Jahre alt. In den Romanen kam Harry am 31. Juli 1980 zur Welt.

Die Namen Harry Potter und J.K. Rowling sind nahezu untrennbar miteinander verbunden. Sogar ihren Geburtstag haben sie gemeinsam mit ein paar Jahren Unterschied: Joanne Kathleen Rowling wurde am 31. Juli 1965 in Winterbourne geboren. Enttäuschte Fans ihrer Bücher wurden das Werk nun am liebsten von der Autorin lösen. Die Betreiber zweier Harry-Potter-Fanseiten kündigten an, Fotos der Autorin und ihre Zitate von der Website zu entfernen. Der Grund: Die Britin hat bei Twitter mit Aussagen über Transgender-Menschen für Diskussionen gesorgt. Teile der Harry-Potter-Fangemeinde reagierten verärgert.

Rowling nahm auf ihrer Website ausführlich dazu Stellung. Sie sprach sich für eine offene Debatte und freie Meinungsäußerung aus. Zudem berichtete sie von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch in ihrer ersten Ehe. Dafür gab es in britischen Medien und im Internet sowohl Zuspruch als auch weitere Kritik.

Verschlag unter der Stiege – wie bei den Dursleys

Sie nun von ihre Erfindung zu trennen, wie die Kritiker unter ihren Fans das gerne hätten, ist kaum möglich. Denn auch das Leben von Harry Potter hat viele Bezüge zu ihrer Biografie. Rowling wurde in Winterbourne geboren, einem kleinen Ort nahe Bristol im Südwesten Englands. Als Joanne neun Jahre alt war, zog sie mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester nicht weit von Winterbourne entfernt in das verschlafene Nest Tutshill. Dort wohnte Rowling bis zu ihrem 18. Lebensjahr in einem Haus im Gotikstil. Es steht heute unter Denkmalschutz, weil es der Architekt Henry Woodyer entworfen hatte. Im April soll es Rowling, die dank Potter zur Milliardärin wurde, für rund 480.000 Euro gekauft haben.

Die Umgebung von Tutshill und das urige Familienheim fanden sich später in Rowlings Büchern wieder. Einen Verschlag unter der Stiege - ähnlich dem, in dem der kleine Harry bei den Dursleys schlafen muss - gab es auch in Rowlings Elternhaus, das nun ihr gehört und gerade renoviert wird. Ihren früheren Heimatort verewigte die Britin im fünften Buch - "Harry Potter und der Orden des Phönix" - mit den "Tutshill Tornados", einer Mannschaft im fiktiven Sport Quidditch.

British author JK Rowling, creator of the Harry Potter series of books, poses during the launch of new online website Pottermore in London
British author JK Rowling, creator of the Harry Potter series of books, poses during the launch of new online website Pottermore in London(c) REUTERS (Suzanne Plunkett)

Ihren populären Helden dachte sich J.K. Rowling angeblich schon 1990 auf einer Eisenbahnfahrt aus. Ihr Zug fuhr vom berühmten Londoner Bahnhof King's Cross ab, der auch dank Harry Potter eine beliebte Touristenattraktion ist. Vom geheimen Gleis neundreiviertel machen sich Harry und seine Freunde auf den Weg zur Zauberschule Hogwarts.

In der Wandelhalle des Bahnhofs hängt heute ein Schild mit der Aufschrift "Gleis 9 3/4" über einem Gepäckwagen, der in der Wand zu verschwinden scheint. Für ein zauberhaftes Foto stehen dort täglich viele Touristen und Potter-Fans Schlange.

Fünf Jahre lang geplant

An dem Konzept für ihre siebenteilige Buchreihe arbeitete Rowling fünf Jahre. Sie fertigte Tabellen mit Charakteren, Figuren, Orten und Ereignissen an, um verschiedene Handlungsstränge mit fortschreitendem Verlauf der Geschichte Stück für Stück zusammenzufügen. Einen Teil ihrer umfassenden, überwiegend handgeschriebenen Notizen konnten sich Besucher des British Library in London vor einigen Jahren in der Ausstellung "Harry Potter: A History of Magic" anschauen.

Inspiration bezog die ehemalige Lehrerin, die lange in Edinburgh lebte, auch aus einem dunklen Kapitel ihres Privatlebens. Nach der gescheiterten Ehe litt die alleinerziehende Mutter unter Depressionen - "die unangenehmste Sache, die ich je erlebt habe", sagte Rowling der "Times". In ihren Büchern wurden die Depressionen zu den gruseligen Dementoren. Die in schwarze Kapuzenmäntel gehüllten, fliegenden Wesen saugen alle glücklichen Gedanken aus ihren Opfern.

Pottermania ungebrochen

Der erste Band, "Harry Potter und der Stein der Weisen", kam 1997 in die Buchläden. Eine seltene Erstausgabe wurde 2017 bei einer Auktion in den USA für rund 67.800 Euro versteigert. Acht Harry-Potter-Kinofilme, ein Theaterstück und zwei Filme über "Phantastische Tierwesen" ließen die Kassen klingeln. In Florida gibt es sogar einen Harry-Potter-Themenpark. Über 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung ist die weltweite Pottermania ungebrochen.

Daran wird die öffentliche Diskussion zwischen J.K. Rowling und ihren Kritikern nichts ändern. Durch sie gerät aber in den Hintergrund, dass die Autorin, die sich permanent für Gleichberechtigung und soziale Belange einsetzt, sich gegen Rassismus und Diskriminierung engagiert und eine Stiftung gegen Kinderarmut ins Leben gerufen hat, vor kurzem ein neues Kinderbuch veröffentlicht hat: "The Ickabog".

"The Ickabog" hat sie nach eigenen Angaben schon vor zehn Jahren als Gute-Nacht-Geschichte für ihre jüngeren Kinder geschrieben und nun kostenlos im Internet veröffentlicht. Sicherheitshalber wies J.K. Rowling vorab daraufhin, worum sich das Buch nicht dreht: "Es ist nicht Harry Potter und es beinhaltet auch keine Zauberei."

(APA/dpa/Red.)

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