Minsk macht Moskau mit Vorwürfen gegen Festgenommene Druck. Und Lukaschenko könnte die Affäre nützen.
Moskau/Minsk. Die vom belarussischen KGB aus ihren Sanatoriums-Betten verhafteten Männer werden wohl noch länger in Minsk bleiben müssen. Die gegen die 33 Russen erhobenen Anschuldigungen sind schwer: Die mutmaßlichen Söldner der russischen Sicherheitsfirma Wagner sollen Terrorakte auf belarussischem Staatsgebiet vorbereitet haben, hieß es gestern. Nach dem Rest der angeblich mehr als 200 „Wagnerowzi“ im Land werde gefahndet. Die Affäre könnte den Verlauf der belarussischen Präsidentschaftswahl am 9. August beeinflussen. Bei diesen hat Langzeitherrscher Alexander Lukaschenko mit überraschender Konkurrenz in Gestalt der Neo-Politikerin Swetlana Tichanowskaja zu kämpfen, die von verschiedenen Oppositionskräften unterstützt wird.
Schon kurz nach der Verhaftung der Russen in einem Sanatorium nahe Minsk am Mittwoch hatten die Sicherheitsbehörden von einem Plan zur Destabilisierung der Lage vor den Präsidentschaftswahlen gesprochen. Lukaschenko selbst hatte in der Vorwoche ausdrücklich vor der Gefahr ausländischer Söldner gewarnt. Kann das Zufall sein? Ausgerechnet die vom Präsidenten heraufbeschworene „russische Spur“ scheint sich nun zu verdichten. So warf Lukaschenko Gegenkandidaten vor, im Auftrag Moskaus zu handeln. Die Söldner-Affäre fügt sich in sein Narrativ, dass die Souveränität von Belarus von ausländischen Mächten bedroht sei und nur er, Amtsinhaber seit 26 Jahren, weiterhin für Stabilität und Sicherheit garantieren könne.