Mobilität

Chinas Automarkt nimmt Fahrt auf

Der deutsche Automobilkonzern VW geht davon aus, dass der Automarkt in Westeuropa um 25 Prozent einbricht.
Der deutsche Automobilkonzern VW geht davon aus, dass der Automarkt in Westeuropa um 25 Prozent einbricht.APA/AFP/RONNY HARTMANN
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Europas Autokonzerne schreiben wegen der Pandemie Verluste. Doch es gibt Hoffnung.
 
 

Wien. Die Coronapandemie hat die Autokonzerne fest im Griff: Nach Daimler präsentierten am Donnerstag auch Volkswagen und Renault Milliardenverluste für das Quartal. Der Rotstift kursiert bereits in der Branche, Tausende Stellen fallen weg. Bei Volkswagen schlug wegen des Absatzrückgangs von April bis Juni ein Betriebsverlust von 2,4 Mrd. Euro zu Buche.

Zum Vergleich: Bei Daimler waren es auf vergleichbarer Ebene 1,7 Mrd. Euro. Anders als Daimler will VW seinen Sparkurs vorerst aber nicht verschärfen. Der Konzern wurde durch den VW-Dieselskandal vor einigen Jahren schon dazu gezwungen und steuert nun bei Bedarf nach. Am stärksten leidet Renault unter der Krise: Die Franzosen fuhren im ersten Halbjahr einen Rekordverlust von 7,3 Mrd. Euro ein.

Daimler hofft auf China

„Das erste Halbjahr 2020 war durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte“, so Volkswagens-Finanzchef Frank Witter. In den vergangenen Wochen habe sich jedoch Erholung abgezeichnet. Volkswagen blicke daher vorsichtig optimistisch auf das zweite Halbjahr. Für 2020 bekräftigte Witter die Prognose, wonach Auslieferungen und Umsatz deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Beim operativen Ergebnis geht das Management weiter von einem „gravierenden Rückgang“ aus, rechnet aber nicht mit einem Verlust. Auf die geplante Erhöhung der Dividende müssen die Aktionäre aber wohl verzichten.

Nach dem Lockdown laufen die Fabriken in Europa zwar wieder, die Händler haben geöffnet. Auf ihren Höfen stauen sich jedoch viele Autos, weil die Kundschaft aus Angst vor der Rezession große Anschaffungen scheut. Viele Menschen sind zudem von Arbeitslosigkeit bedroht. Staatliche Kaufprämien kurbeln den Absatz zwar an. Für das Gesamtjahr geht die Branche dennoch von einem deutlichen Absatzminus aus. Volkswagen rechnet in Westeuropa mit einem Marktrückgang von circa 25 Prozent.

Renault ist auf dem Tiefpunkt

Auch Daimler hat Grund zur Hoffnung: Er sehe erste Anzeichen einer Erholung, insbesondere bei der Pkw-Tochter Mercedes-Benz, sagte Konzernchef Ola Källenius. Seine Erwartung stützt er, wie auch Volkswagen, auf den chinesischen Markt, der als Wachstumsmotor wieder angesprungen ist. Dass China zu alter Stärke zurückfindet, setzt voraus, dass sich die Folgen einer befürchteten zweiten Pandemiewelle in Grenzen halten.

Deutlich schlechter geht es Renault: Der kleinere Konkurrent steckt nach dem Rekordverlust vor großen Problemen: „Die heutigen Ergebnisse werden ein beunruhigender Weckruf sein“, sagte der neue Vorstandschef, Luca de Meo, der bis vor Kurzem die spanische VW-Tochter Seat geführt hat. Den Franzosen macht neben Corona auch die Krise beim japanischen Partner Nissan zu schaffen, die durch den Rausschmiss von Konzernchef Carlos Ghosn verschärft wurde. „Wir erreichen derzeit den Tiefpunkt einer negativen Kurve, die vor einigen Jahren und wahrscheinlich sogar noch früher begonnen hat“, so de Meo. „Wir befinden uns in einer komplexen, schwierigen Situation.“ Der neue Renault-Chef muss den angekündigten Sparkurs verschärfen, Tausende Jobs abbauen und einige Modelle einstellen. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2020)

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