Österreich hat eine Reisewarnung für Kroatien ausgegeben. Doch nicht nur das sorgt im ersten Sommer mit Covid-19 für Diskussionen. Was können wir besser machen? Diskutieren Sie mit!
Es war zu erwarten, dass mit den Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen auch die Fallzahlen wieder steigen. Das Spannungsfeld zwischen persönlicher Freiheit und Sicherheit wird besonders deutlich, wenn es ums Thema Urlaub und offene Grenzen geht. Die Empfehlung der Bundesregierung war klar: Machen Sie Urlaub in Österreich. Dafür haben sich auch viele entschieden - auch wenn es manchen schwerer fällt als anderen. „Auf die jährliche Reise in ihr ehemaliges Heimatland zu verzichten ist für viele Migranten eine bittere Pille“, schreibt Köksal Baltaci.
So manchen zog es trotzdem ins Ausland - was kein Verbrechen ist und auch kein Skandal, wenn man Politiker ist, wie Ulrike Weiser in einem Kommentar klarstellt. Denn SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist heuer nach Zypern geflogen. Ins Flugzeug stieg auch „Presse"-Feuilleton-Chefin Bettina Steiner. "Trotz Corona musste ich auch heuer nach Italien“, schreibt sie in einer Kolumne. Und weiter: „Ich sah übers Meer und wusste wieder: Die Welt ist weit“.
Das Meer in Kroatien lockte ebenfalls die Österreicher. Doch am 14. August wurde aufgrund infizierter Rückkehrer eine Reisewarnung für das Land ausgesprochen. Bereits zuvor gab es Kritik an Kroatien, unter anderem weil es anders als andere EU-Staaten wieder US-Touristen ins Land ließ. Unser Brüssel-Korrespondent Oliver Grimm meinte dazu, Kroatien habe ein „Urlaubseigentor“ geschossen.
Die unterschiedlichen Regeln in Urlaubsländer stimmen auch Leser Peter Lechner nachdenklich. In einem Brief an die „Presse“ kritisiert er die „unkritische Grenzöffnung" und fragt: „Was nützt uns Daheimgebliebenen die disziplinierteste Befolgung der beiden Letzteren, wenn uns Urlaubsheimkehrer aus Mallorca, nach dortigem Kontakt mit Touristen aus dem Nicht-EU-Land England, eine 'zweite Welle' importieren werden?“
Erich Kocina mahnt unterdessen in einem Kommentar: „Sparen wir uns Schuldzuweisungen in bestimmte Richtungen, ob es nun jugendliche Kroatien-Urlauber oder serbische Rückkehrer vom Verwandtschaftsbesuch sind“.
Sicher ist es diesen Sommer ohnehin in kaum einem Urlaubsort - auch nicht in Österreich, wie der Cluster am Wolfgangsee zeigte. Er ist auch ein Mitgrund, warum Urlauber aus Österreicher mittlerweile wieder in Finnland und Tunesien auf der „roten Liste“ stehen.Köksal Baltaci sieht in einem Leitartikel einen weiteren Grund für Screenings, also von vorsorglichen Testungen von Personal ohne Verdachtsfall.
Tests sind auch ein Thema an den Grenzen. Zuletzt schlug der Wiener Stadtrat Peter Hacker kostenlose und verpflichtender Tests an den Grenzen für alle Rückkehrer vor - nicht nur für Rückkehrer aus Risikogebieten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist nicht abgeneigt: "Nur weil es der Peter vorgeschlagen hat, heißt es nicht, dass es nicht sinnvoll ist."
(sk)
Diskutieren Sie mit: Wurden die Grenzen zu früh geöffnet? Welche Maßnahmen sollten wir angesichts steigender Fallzahlen ergreifen? Wie ist es um die Eigenverantwortung der österreichischen Reisenden bestellt? Und: Wo verbringen/verbrachten Sie heuer Ihren Urlaub?
Anm.: Die erste Version des Diskussionsartikels stammt vom 31. Juli und wurde am 14. August aktualisiert.