Eine Hitzewelle in Sibirien

Philipp Bloms Imaginationen zur Rettung des Weltklimas.

Philipp Blom vermag über Gott und die Welt sinn- und gehaltvoll zu reden, und man hört ihm ob seines Kenntnisreichtums und seiner stets wachen Neugier gern zu. Über die Kleine Eiszeit hat er geschrieben und über „Böse Philosophen“ à la Diderot, über die Geschichte Europas vor hundert Jahren („Der taumelnde Kontinent“) oder die liberale Demokratie („Was auf dem Spiel steht“).

Nun aber ist es ihm ernster denn je: Die Klimakrise ist das Menetekel der Weltgesellschaft. Wie kann ihr noch Einhalt geboten werden? Anders als etwa Jonathan Franzen hält er die Klimakatastrophe nicht für unabwendbar. Dagegen sträuben sich ihm alle Aufklärungshaare.

In dem Essay „Das große Welttheater“, der den hundertjährigen Salzburger Festspielen gewidmet ist, fordert Blom den Umsturz des naturfeindlichen Weltbilds, das unsere Konsumgesellschaften mit ihrer zerstörerischen Wachstumsideologie beherrscht. Wie in Essays üblich, geht er vom Persönlichen aus: Mit dem Papiertheater eines früh verstorbenen Großonkels lernte er als Knabe die Verführungsmacht der Bühnenkunst kennen, ihre Bildbeschwörung imaginierter Veränderungen der Wirklichkeit.

„Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs“ lautet denn auch der Untertitel des Essays. Veränderung muss möglich sein. Hat die Coronakrise doch gezeigt, was alles geht, wenn es sein muss. Das wollen viele nun auch für die Klimapolitik beibehalten. Aber die Einsicht in eine zeitlich begrenzte Gefahrenlage ist anders als die Wahrnehmung eines langfristig verheerenden Klimawandels. Obwohl etwa die akute Hitzewelle in Sibirien deutliche Bilder vom Kippen der Welttemperatur liefert.

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