Mysteriöses Verschwinden der Mischlinge

Uni Sbg
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Rätselhafte Aale liefern neue Fragen: Sie zeugen Hybride, aber halten seit Jahrmillionen ihre Arten getrennt.

Es ist eines der ungelösten Rätsel der Biologie: Wie vermehren sich Aale in freier Wildbahn? Bisher hat noch kein Mensch je beobachtet, wie sich Aale im Meer paaren. Man kennt nur die ungefähre Lage der Laichgebiete: Beim Europäischen Aal ist es die Sargassosee südlich der Bermudainseln. Forscher der Uni Salzburg und internationale Kollegen sind jedoch seit über 15 Jahren hinter anderen Aalarten her, um das Rätsel der Vermehrung zu lösen. Das Team um Robert Schabetsberger konzentriert sich auf Pazifische Aale, die doppelt so groß sind wie Europäische und bisher unerforscht auf kleinen pazifischen Inseln leben.

In „Nature Communications" publizierten sie nun die genetische Analyse von 500 dieser Tiere aus den vergangenen 17 Jahren und stießen auf ein neues Rätsel: Die unterschiedlichen Arten der Pazifischen Aale paaren sich miteinander. Ihre Nachkommen (Hybride, Mischlinge) sind fortpflanzungsfähig, was laut Evolutionstheorie eigentlich zu einer Vermengung der Arten führen sollte.

Selektion gegen Hybride

Trotzdem halten sich die Arten seit zehn Millionen Jahren genetisch getrennt. Die Forscher vermuten, dass die hybriden Nachkommen „wegselektioniert“ werden, aber wissen nicht, wie. „Bisher wurde Hybridisierung im Tierreich eher als Unfall gesehen, wenn zum Beispiel der Mensch Verbreitungsgrenzen aufhebt. Nun häufen sich Befunde auch aus anderen Tiergruppen, dass die Hybridisierung – wie bei Pflanzen – ein wichtiger Motor der Evolution sein kann, auch bei Arten, die seit Jahrmillionen getrennt sind. Wir fanden jedenfalls nur Hybride der ersten Generation“, sagt Schabetsberger. Warum nun gerade auf der Insel Gaua in Vanuatu besonders viele Hybride leben, ist auch noch nicht geklärt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2020)

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