Quergeschrieben

Die versteckten Botschaften hinter einer guten Nachricht

Doskozil schafft unfreiwillig Klarheit, St. Wolfgang beendet den Superlativ-Unsinn, Anschober erhält mit Ehrlichkeit Sonderstatus, Wirecard zerstört Blendwerk.

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Immer wieder wird bemängelt, dass an dieser Stelle zu viel kritisiert werde, obwohl doch alles so gut gelaufen sei in der Coronakrise. Nun, da alles nicht mehr so gut läuft, ist es vielleicht angeraten, das Positive der vergangenen Tage und Wochen hervorzuheben – ganz ohne Ironie. Ob das eine oder andere Beispiel mit Augenzwinkern zu lesen ist, liegt in den Augen der Leserinnen und Leser. Man kann es zum Nennwert nehmen, sich den einen oder anderen Gedanken machen. Hier also Fallbeispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Da sind zunächst die Meldungen, dass der burgenländische Landeshauptmann den Figaro vom Neusiedler See gibt. Hans Peter Doskozil da, Hans Peter Doskozil dort. Seit Tagen stimmt er das Klagelied auf die Bundes-SPÖ und ihre Chefin, Pamela Rendi-Wagner, an. Was gut daran sein soll? Nun, die Öffentlichkeit erhält Klarheit: Alle künftigen Beteuerungen der Geschlossenheit der Partei sind nichts mehr wert. Daran können sich die Wähler orientieren. Eindeutigkeit ist in der Politik nicht zu unterschätzen.

Dann wäre da der Corona-Cluster in St. Wolfgang. Die Zahl der Virusinfizierten schnellte von 16 auf 70. Was daran positiv sein soll? Dieser Krisenfall kann dem Unsinn der Superlative endlich ein Ende bereiten. Seit Jahren wird Österreich – von Politikern aller Couleur – zum „besten Land“ Europas, ja der Welt, hochstilisiert. Ein leeres Versprechen, dem nie die notwendigen Entscheidungen folgten; dessen Erfüllung irgendwann an die Zukunft delegiert wird, in der die Vollmündigen dann meist keine Verantwortung haben.

Nun kann man in Echtzeit die Superlativ-Fixierung in der Politik erkennen und sich danach richten. In der letzten Maiwoche verkündeten Bundeskanzler Sebastian Kurz & Co., dass Österreich zum „sichersten Tourismusland“ gemacht wird und man „kaum“ in einem anderen Land auf der Welt so sicher werde urlauben können. Man muss ihm da das Wort „kaum“ schon zugutehalten. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer ließ sich davon im „gastfreundlichsten“ Land, im sichersten Urlaubsgebiet nicht beirren. Nur, den überschwänglichen Worten folgten nicht die Taten (Stichwort: Tests). Der höchste Anstieg an Infektionen seit April am Donnerstag ist bedauerlich. Es wäre zu billig, ihn als Beweis für die Sinnlosigkeit der Superlative anzuführen. Aber jetzt erkennt man wenigstens, wie illusorisch sie sind.

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