Bereit für den „Jedermann“: Präsidentin Helga Rabl-Stadler auf dem kleineren Nachbau der Bühne von 1920 – ein Objekt der Landesausstellung im Salzburg-Museum.
Spaziergang

Helga Rabl-Stadler: „Dort kann ich mich auch ein bisschen verstecken“

Manchmal braucht selbst die aktivste Präsidentin eine kleine Flucht von ihren Salzburger Festspielen. Helga Rabl-Stadler zeigt der „Presse“ Orte, an denen sie dann etwas Kontemplation findet.

An einem ausgesprochenen Lieblingsort ihrer Heimatstadt lebt Helga Rabl-Stadler längst schon. Für einen Spaziergang durch Salzburg empfängt sie den Besucher aus Wien in ihrem Büro in der Hofstallgasse. Dort, wo der sinnenfreudige Landesherr Wolf Dietrich einst seine fürsterzbischöflichen Stallungen erbauen ließ, wirkt Rabl-Stadler seit 1995 als Präsidentin der Salzburger Festspiele. Die Bauten sind mit illustren Namen verbunden, etwa mit Johann Bernhard Fischer von Erlach und Clemens Holzmeister, nach dessen Plänen 1956–1960 das neue Große Festspielhaus entstand. In diesem Gebäudekomplex werden über das ganze Jahr bereits die nächsten Saisonen geplant.

Ausgemacht ist mit der Präsidentin aber, nicht über ihre Arbeit zu reden, sondern über kurze Ablenkung, wenn es im Büro tatsächlich einmal zu viel wird. Wir reißen also aus, bleiben jedoch die nächsten zwei Stunden im Zentrum. Rabl-Stadler: „Im Sommer habe ich keine Zeit für lange Spaziergänge. Da wähle ich eher kleine Fluchtpunkte, wo ich mich gedanklich ausruhen kann – und Sport mache ich ohnehin nie. Die einzige körperliche Betätigung ist das Stiegensteigen. Da überhole ich selbst trainierte Läufer. Im und um das Festspielhaus habe ich ja viel Gelegenheit zum Stiegensteigen.“

(c) www.wildbild.at

Wir machen uns auf den Weg. Die erste Station, die Clemens-Holzmeister-Stiege, ist ganz nah. Thomas Bernhard, weit weg noch vom Ruhm als Autor, schrieb 1952 im „Demokratischen Volksblatt“ über eine unverhoffte Begegnung mit der Hochkultur. Man könne hundertmal den Weg von Mülln über den Mönchsberg gegangen sein, immer wieder nehme einen der Zauber der unvergleichlich harmonierenden Landschaft gefangen: „Fünf Uhr abends. Ich gehe die alte Stiege zur Felsenreitschule hinunter. Auf den Bäumen singen die Amseln, ein leichter südlicher Wind bewegt die Äste.“ Er steht vor der moosbewachsenen Mauer, schaut auf die in Dunkel gehüllte Bühne hinunter: „Plötzlich kommt ein wunderbarer Gesang aus der Tiefe. Und wirklich, da sind sie ja wieder, die ,drei Damen‘ aus der ,Zauberflöte‘ . . .“

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