Die 34-jährige Deutsche Joana Mallwitz dirigiert am Sonntagabend bei den Salzburger Festspielen die Premiere von „Così fan tutte“: Ein Gespräch über Mozart, den idealen Lockdown und wie Salzburg heuer das Unmögliche vollbringt.
Die Presse: Eigentlich hätten Sie in Salzburg die Wiederaufnahme der „Zauberflöte“ dirigieren sollen. Die Anfrage zu „Così fan tutte“ kam sehr kurzfristig. Zudem hatten Sie noch eine verkürzte Probenzeit und mussten eine Strichfassung von 130 Minuten Länge erstellen. Dabei gelten Sie als Perfektionistin. Kamen Sie mit diesen Kompromissen klar?
Joana Mallwitz: Die Umstände waren speziell, aber Kompromisse musste ich keine eingehen. Die Anfrage aus Salzburg kam eine Woche nach Pfingsten. Das war kurzfristig, aber die Oper war mir vertraut von meiner letzten Produktion. Die „Così“ ist mir eines der liebsten Stücke überhaupt. Die verkürzte Probenzeit fühlte sich auch nicht als Kompromiss an, weil wir intensiv geprobt haben. Das ganze Team hat sich sozusagen in einen Lockdown begeben. Wir hatten Idealbedingungen.
Und die coronabedingte Strichfassung, gespielt ohne Pause?
Natürlich tut einem jede Note, die man bei Mozart weglassen muss, im Herzen weh. Regisseur Christof Loy und ich haben zwei Tage und zwei Nächte an der Partitur gesessen. Wir haben viele kurze Sprünge gemacht – in den Rezitativen und den Arien. Es wird die ganze Geschichte erzählt. Unsere Prämisse war, möglichst viel zu erhalten. Deshalb ist das keine Rumpfversion. Übrigens wurde die „Così“, wie sie in meiner Partitur steht, auch zu Mozarts Zeiten nie komplett gespielt. Mozart selbst hat Arien gekürzt und ersetzt, hat für die Despina noch zwei Extratakte mit dem hohen h eingefügt oder für die Sängerin der Fiordiligi andere Koloraturen geschrieben. Er hätte es auch in diesem Jahr geschafft, in Salzburg seine „Così“ auf die Bühne zu bringen. Das tröstet mich ein bisschen.