Terrakottafigur eines Ballspielers aus der klassischen Zeit der Mayakultur um 500 n. Chr.
Ausstellung

Der Untergang der Maya

Seit 25 Jahren war in Österreich keine umfassende Ausstellung über die Hochkultur der Maya zu sehen. Eine aktuelle, hochkarätige Schau holt das nun nach. Eine Empfehlung.

Lange Zeit war sie als die mächtigste Kultur des amerikanischen Kontinents bekannt, doch irgendwann wurde sie vergessen. Erst in den letzten Jahrzehnten gelang eine Neuentdeckung der vorkolumbischen Zivilisation der Maya. Sie prägte über 1500 Jahre hinweg weite Teile Mittelamerikas, im Gebiet des heutigen Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador. Damals war die gesamte Region von dichtem Regenwald bedeckt, die ersten europäischen Eroberer mieden diese tropischen Tieflandgebiete, sie fürchteten sich vor der moskitoverseuchten Dunkelheit unter den turmhohen Baumkronen.

Erst im 19. Jahrhundert zeigten sich Forscher und Reisende, die sich mit Buschmessern durchkämpften, überwältigt von der Schönheit und Größe der Ruinenstädte, die sie hier vorfanden. Bäume wuchsen auf ihnen, in den geborstenen Gewölben wohnten Raubkatzen und Schlangen. Die Städte, Zeugen einer dichten Kulturlandschaft, mussten Ableger einer europäischen Zivilisation sein, dachte man, den Ureinwohnern traute man diese Schöpfungen nicht zu.

Dass die ärmlichen Maisbauern, die „Indios“, die man hier in den Dörfern von Yukatan und Guatemala vorfand, die Erben der Erbauer dieser stolzen Städte waren, konnte man sich einfach nicht vorstellen. Doch diese Menschen sprechen heute noch die Sprache ihrer Vorfahren vor 1500 Jahren. Die Eroberung des Kontinents machte sie zu dem, was sie heute sind. Die alte Hochkultur ging irgendwann zugrunde, doch das Volk der Maya existiert noch und es stellte mit der guatemaltekischen Menschenrechtsaktivistin Rigoberta Menchú sogar eine Nobelpreisträgerin.

Entzifferung der Schrift.
Durch den Einsatz neuer Technologien in der Archäologie und die Entzifferung der Schrift veränderte sich das Verständnis der Maya-Kultur radikal. Noch ist gar nicht alles ausgegraben, noch immer gibt es großartige Überraschungen. Die Faszination, die von dieser Kultur ausgeht, hat viele Quellen: Die vom Dschungel überwucherten Tempel, die rund hundert ausgegrabenen urbanen Siedlungen, die Kunst, die Hieroglyphen, die als einziges voll entwickeltes Schriftsystem Amerikas einen ganzen Kosmos erschließen, wie er sonst aus keiner präkolumbischen Kultur überliefert ist. Das schufen sie unter gänzlich anderen materiellen Voraussetzungen als die Griechen und Römer der europäischen Antike. Die Maya mussten ohne Zugtiere und werkzeugfähige Metalle auskommen, sie besaßen weder Wagen noch Rad noch Töpferscheibe.

Zu den Erkenntnissen der letzten Jahre gehört auch, dass die Bevölkerungszahl der Maya erheblich größer war als angenommen. Vielleicht war das Maya-Tiefland zur Blütezeit die am dichtesten besiedelte Region des gesamten Erdballs. „Jetzt erkennen wir, dass die Maya nicht nur die bedeutendste Zivilisation des Alten Amerika waren, sondern verstehen auch, wie die Menschen lebten, träumten und dachten“, so einer der angesehensten Maya-Forscher der Gegenwart, der deutsche Ethnologe Nikolai Grube.

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