Kurzgeschichte

„Broken“: Kurz und sehr gut

Don Winslow: „Broken
Don Winslow: „BrokenHarperCollins
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US-Autor Don Winslow beweist mit „Broken“ eindrucksvoll, dass er nicht nur 1000-seitige Romane, sondern auch prägnante Kurzgeschichten schreiben kann.

Mit seiner epischen Drogentrilogie („Tage der Toten“, „Das Kartell“, „Jahre des Jägers“) hat Don Winslow seinen Ruf als einer der besten Thriller-Autoren unserer Zeit gefestigt. Dass er aber nicht nur bis zur Unerträglichkeit realistische Bücher schreiben kann, beweist er eindrucksvoll mit „Broken“: sechs Kurzgeschichten, jeweils um die 80 bis 90 Seiten lang.

Ausgerechnet die erste und titelgebende Geschichte, „Broken“, ist die schwächste. Hier begibt sich der Polizist Jimmy McNabb auf einen gnadenlosen Rachefeldzug. Brutal, so könnte man das Auftaktstück mit einem Wort beschreiben. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen. Denn bereits bei der zweiten Geschichte, „Crime 101“, springt der Funke über. Rund um Juwelendieb Davis und seinen strikten Verbrecherkodex würde man gern einen ganzen Roman lesen. In „San Diego Zoo“ zeigt sich Winslow von seiner komischen Seite (ein Schimpanse macht mit einem Revolver die Stadt unsicher), ehe mit „Sunset“ und „Paradise“ zwei Geschichte folgen, in denen Kultfiguren aus seinem Universum aufeinanderprallen: Ben, Chon und O., „Frankie Machine“ oder „Bobby Z“.

Zu Höchstform läuft Winslow aber mit seinem Schlussstück, „The Last Ride“, auf. Man kann die Geschichte, die an der US-mexikanischen Grenze spielt, als eine Essenz all dessen lesen, was der Autor geschrieben hat. Humanität in Zeiten größter Ungerechtigkeit – das bleibt seine zentrale Frage. PHU

Don Winslow: „Broken“, üb. v. U. Wasel, K. Timmermann, J. Stefanidis, P. Friedrich, K. Fricke, HarperCollins, 512 Seiten, 22,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2020)

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