Psychotherapeut Peter Stippl über die Krise als Stresstest für Paare und das, was gute Ehen zusammenhält.
Wie wirken sich die Krise, der Lockdown im Frühling und auch die jetzige Situation auf Beziehungen aus?
Peter Stippl: Ich würde das mit einem Stresstest vergleichen. Es gibt eine faszinierende Parallelität zwischen Wirtschaftsunternehmen und Paarbeziehungen oder Familien. Die Unternehmen, die ein krisensicheres Marktmodell haben, haben sogar Zuwächse. Ähnlich geht es gesunden Paarbeziehungen oder Familien, sie werden sogar bestärkt, indem sie mehr Zeit für die Kinder oder miteinander haben. Dazu kommt: Schwierigkeiten, die man gemeinsam gut bewältigt, bestärken einen. Wenn aber schon der Wurm drinnen ist und man eigentlich mehr praktische WG ist als wirkliche Paarbeziehung, dann wird dieses Mehr-Zeit-miteinander-Verbringen den Druck erhöhen. Diese Belastung wird zur Aggression führen und Schwachstellen in der Beziehung ganz dramatisch aufdecken.