Scheidungsanwältinnen aber auch Paartherapeuten haben derzeit besonders viele Anfragen. Wie sich Corona auf Beziehungen, unser Liebesleben und Affären auswirkt. Und warum es Trennungswillige jetzt besonders eilig haben.
Alles hat seine Zeit. Zumindest in normalen Jahren. Im Mai wird geheiratet, im September und im Jänner häufen sich die Anfragen bei Scheidungsanwältinnen und Paartherapeuten. Immerhin hatte man davor – im Urlaub beziehungsweise an den Weihnachtsfeiertagen – Gelegenheit, wieder einmal intensiver mit dem Partner oder der Partnerin Zeit zu verbringen. Und wenn das eben nicht mehr so ist, wie man sich das damals – im Mai – vorgestellt hatte, dann wird gern ein Schlussstrich gezogen. Zumindest bei rund der Hälfte aller Ehen, die, wie die jährliche Scheidungsstatistik zeigt, wieder aufgelöst werden. Bei Lebensgemeinschaften ohne Trauschein fehlen solche statistischen Informationen, aber auch da ist davon auszugehen, dass viele Trennungen eben zu diesen hoch frequentierten Terminen stattfinden.
Heuer aber ist alles anders. Aufgrund der Coronakrise haben sich, wenn man so will, die Saisonen verschoben. Scheidungsanwälte und Paartherapeuten, die gewöhnlich im Juli und August wenig zu tun haben, haben jetzt besonders viele Anfragen. Und ihre Klienten haben es dieser Tage besonders eilig. Die Krise dürfte sich auf viele Paarbeziehungen wie ein Brennglas ausgewirkt haben. Wenn es vor Corona (wie die neue Zeitrechnung gern genannt wird) schon gut geklappt hat, war es in der Krise für manche ebenso schön miteinander, vielleicht sogar noch schöner, weil man mehr Zeit füreinander hatte und weil einem bewusst wurde, was einem wirklich wichtig ist.