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Frontlinien

Wenden sich die Vereinigten Staaten von ihrem Bündnispartner Deutschland ab? Nein, versicherte Außenminister Mike Pompeo vorige Woche.

Der angekündigte Abzug Tausender US-Truppen aus Deutschland sorgt beiderseits des Atlantiks für Aufregung. Wenden sich die Vereinigten Staaten von ihrem Bündnispartner Deutschland ab? Nein, versicherte Außenminister Mike Pompeo vorige Woche im Senat und unterstrich dies mit einer bisher unbekannten Anekdote aus seiner Vita: „Für mich ist das persönlich. Ich habe als junger Soldat an der Grenze von Ostdeutschland gekämpft.“

Gewiss: Sein Wehrdienst in den Jahren 1986 bis 1991 ist kein Geheimnis, geläufig ist auch, dass er mit der 4. Infanteriedivision in der BRD stationiert war. Neu ist aber, dass damals an der innerdeutschen Grenze zur DDR Warschauer Pakt und Nato den Dritten Weltkrieg ausfochten. Doch wer weiß, vielleicht war der Rest der Menschheit damals von Gorbatschow und Glasnost und Perestroika so abgelenkt, dass wir jene Panzerschlacht vor Jena übersahen, bei der sich Pompeo durch Kühnheit und Klarblick ausgezeichnete.

Was? Sie glauben das nicht? Sie meinen, er hat da fabuliert? Wir müssen schon bitten: jedem seine alternativen Fakten! So hat es Kellyanne Conway, die PR-Beraterin von Pompeos Dienstherrn Donald Trump, einst als epistemologische Devise dieser US-Regierung ausgegeben. Das Purple Heart für Pompeo ist insofern bloß eine Frage der Zeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2020)

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