Mein Dienstag

„Feliz Navidad“ auf dem langen Weg Richtung Adria

Das Auto rauscht an der Ausfahrt Vösendorf vorbei, als der Dreijährige ungeduldig nach der verbleibenden Fahrzeit bis „Italien“ fragt.

Sein kleiner Bruder ist jetzt auch wieder wach, und gemeinsam stimmen sie ein 15-minütiges Schreikonzert an, bei dem es einzig darum geht, wer das lautere Organ hat.

Vier Autobahnstopps, 17 Baustellen und 95-mal „Feliz Navidad“ (mit Gesangsbegleitung von der Rückbank) später sind wir am Urlaubsziel angekommen, und die Überraschung über den (zu) gut gefüllten Badeort ist doch recht groß: Am Wochenende bleibt am Strand kein Schirm unbesetzt. Ringsum legen Badegäste ihre Bücher, Smartphones und sonstigen Zeitvertreib beiseite, wenn wir unsere Handtücher ausbreiten. Jetzt gibt es nämlich viel zu sehen: Der frisch eingecremte Einjährige lässt sich, Gesicht voran, in den Sand fallen, während der Größere seinen Cremekrapfen in ebendiesen schleudert. Beide brüllen – bis der Kampf um den neu erworbenen Bagger für etwas Abwechslung sorgt. Die lauwarme Adria bietet leider kaum Abkühlung; hüfttief stehen Italiener in großen Gruppen und mit kleinem Abstand den ganzen Tag im Wasser, um den neuesten Tratsch auszutauschen.

Bald wird es Abend, doch alle Hoffnungen auf ein gutes Glas Wein in ruhiger Atmosphäre zerstreuen sich schlagartig, als die Buben die Trampolinanlage entdecken. Auf leicht klebrigen, roten Plastiksesseln kann man hier bei 35 Grad Hitze (das auf die Matten strahlende Flutlicht leistet seinen Beitrag) dabei zusehen, wie die lieben Kleinen Purzelbäume üben und sich dabei (hoffentlich) nicht verletzen. Das Abendessen erfolgt im Schichtbetrieb, denn länger als zweieinhalb Minuten hält die Brut es am Tisch ohnehin nicht aus. Später, als die Buben im heißen Schlafzimmer noch etwas toben, ehe sie sich erschöpft auf das mit Sand bedeckte, raue Leintuch fallen lassen, denke ich darüber nach, was für ein Glück ich doch habe, mit diesen beiden wunderbaren Kindern.

E-Mails an: anna.gabriel@diepresse.com

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