Salzburger Festspiele

"in vain": Klangtreppen ohne Ausweg

Bravourös: das Klangforum Wien mit Dirigent Emilio Pomàrico.
Bravourös: das Klangforum Wien mit Dirigent Emilio Pomàrico.Salzburger Festspiele (c) ©MarcoBorrelliwww.marcoborrelli.com
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Glänzender Auftakt der Festspielreihe „Fragmente – Stille“: das Klangforum mit „in vain“ von Georg Friedrich Haas.

Angst und bang kann einem bei dieser Musik werden – im schönsten Sinne. Gleich der Beginn von Georg Friedrich Haas' „in vain“ für 24 Instrumente mit seinen flirrenden, schwirrenden Tonkaskaden könnte Festspielbesucher, die noch das Finale der „Elektra“ in der Warlikowski-Inszenierung vor Augen haben, an den immer dichter und schneller werdenden Fliegentornado erinnern, der dort das vergossene Blut der Klytämnestra umtobt hat. Konkrete musikalische Motive und deren Verarbeitung gibt es freilich nicht in diesem Werk, das in den 20 Jahren seiner Existenz zum Klassiker geworden ist, nur Klangräume, wechselnde Verhältnisse von Bewegung und Ruhe, von prickelnden und breiten Ereignissen.

Fremde, zugleich vertraute Harmonik

Unheimlich tönen die tiefen, düster dräuenden Dissonanzen, wenn sich in Kontrabässen und Blech Glissando-Reibungen aufbauen, ähnlich den herben Hornrufen in der Mannenszene der „Götterdämmerung“, doch mikrotonal nachgeschärft. Anderswo scheint die Musik einen auch wohlig einzulullen – dort, wo sich in den Bläsern Naturtonakkorde auftürmen, die an Alphörner denken lassen. Die Naturtonreihe mit ihren sogenannten ekmelischen, vom temperierten System der zwölf Halbtöne abweichenden Stufen sorgt für eine tonale Anmutung, die ohne jede Süßlichkeit bleibt. Etwas Herbes, Echtes, Wahrhaftiges schwingt mit in dieser fremden und zugleich vertrauten Harmonik, sodass sich die Worte der Klytämnestra aufdrängen: „Das klingt mir so bekannt. Und nur als hätt' ich's vergessen, lang und lang“.

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