Morgenglosse

Schulischer Blindflug statt Fahren auf Sicht

Welche Strategien gibt es für den Schulstart im Herbst? Während die Opposition täglich Kritik übt, hüllt sich die Bundesregierung weiter in Schweigen. Die Sorgen vieler Eltern werden davon nicht kleiner.

Seit Wochen spricht Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) von einem „völlig normalen Herbst“, den er in den Schulen erwartet. Am Dienstag hieß es aus dessen Büro, man arbeite an „Varianten“, um den Schulbetrieb „so lange wie möglich zu gewährleisten“. Die zuvor von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) angekündigte Corona-Ampel solle dann – nicht nur, aber auch – für Schulen gelten. Zwei Ankündigungen, die eine Schlussfolgerung nahelegen: Das im Lockdown ausgegebene Motto „Fahren auf Sicht“ ist derzeit zum Blindflug geworden. Weiter völlig unklar ist nämlich, nach welchen Kriterien Regionen (und deren Schulstandorte) in rote, orange, gelbe, oder grüne Zonen gefärbt werden. Ob Schüler mit den zuvor angekündigten „Gurgeltests“ getestet werden, ist ebenfalls offen.

Während also Schulleitungen weiter rätseln müssen, welche Maßnahmen sie im Herbst zu treffen haben (Sollen Salzlösungen für die Tests angeschafft werden?), tappt die Opposition, allen voran Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid, erbost im Dunkeln. In täglicher Regelmäßigkeit weisen diese genüsslich auf die „herumtrödlende Ankündigungspolitik“ der Bundesregierung hin - und verstärken damit umso mehr die Angst, die zur Ferienhalbzweit, langsam aber sicher, bei vielen Eltern aufsteigt.

Aus den Ministerien erfährt man derzeit auf Nachfrage zu Tests und Ampel: nichts. Es heißt zwar, dass sich Anschober und Faßmann schon lange einig seien, dass es rigorose Schließungen „auf Verdacht“ – wie zuletzt in Oberösterreich – nicht mehr geben darf. „Selbst bei Stufe rot wird keine Schule mehr einfach so geschlossen“, sagt dazu ein Regierungsmitglied. Details zu Ampel und Teststrategie aber verrät man „noch nicht“.

Bleibt in der Zwischenzeit nur zu hoffen, dass es die Regierung in Bälde tut. Und die Scheinwerfer auf die Schulen lenkt, um deren strategischen Blindflug zu beenden.

E-Mails an: julia.wenzel@diepresse.com

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