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Sprühnebel oder: Was flüssig und was überflüssig ist

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Nachhaltigkeit? Erst wieder nach der Wahl! Wiens coolstes Kühlen – vor dem Hochstrahlbrunnen.

Es ist etwas Schönes um die Bescheidenheit. Zufrieden sein mit dem, was man hat, oder sich womöglich gar ein Stück weit einschränken, schließlich: Ein bisserl weniger ist ja noch immer genug, oder? Statt Urlaub in der Karibik ein Sommer auf der Donauinsel. Statt Parmaschinken zwei Blatt Extrawurst aufs Brot. Oder noch besser, weil uns so leid ist um das liebe Vieh: zwei Gurkenscheiben. Und zur Trafik fahren wir nicht mehr mit dem Auto, sondern, strikt umweltbewusst, mit dem E-Bike.

Andererseits, ganz ehrlich: Auf Dauer ist dieses Selbstkasteien, in das wir jüngst auch pandemiebedingt gar heftig eingeübt wurden, sicher nicht das, was wir uns unter Wohlstandsleben vorgestellt haben. Da möcht man dann vielleicht einmal etwas richtig Verrücktes tun, etwas, das keiner erwartet, zweckfrei wie ein U-Boot auf dem Mount Everest, entbehrlich wie ein Fallschirm unter Wasser. Sagen wir: Sand in die Sahara tragen – oder Luftbefeuchter in den Regenwald. Oder, weil's uns doch näher liegt: Sprühnebelduschen vor das wassersprühendste Wasserspiel der Stadt stellen.

Da sieht man sie, gestützt auf fünf Steher, die feuchten Träume Wiener Stadtregenten, direkt vor dem Hochstrahlbrunnen, und kein Zweifel, sie sprühnebeln, was sie können. Kein Zweifel freilich auch, dass sich ihr ach so cooles Kühlen angesichts der Brunnennachbarschaft, und wie deren Fontänen über die Passanten wehen, einigermaßen, nun ja, überflüssig ausnimmt. Doch was soll's? Wir bauen ja dieser Tage auch ein temporäres Planschbecken auf dem Gürtel. Warum? Wozu die Frage? Na so halt – weil wir's uns eben (noch?) leisten können in unserer Erste-Welt-Blase.
Und um die neue Bescheidenheit, das Ressourcenschonen, die Nachhaltigkeit und dieses ganze Umwelt-Klima-Bio-Zeugs, um all das kümmern wir uns wieder nach der Wiener Wahl.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

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