Covid-19

Vergleichsstudie zur Covid-Bekämpfung stellt Österreich gutes Zeugnis aus

Distanzmessung mit dem Babyelefanten.
Distanzmessung mit dem Babyelefanten.(c) APA/HARALD SCHNEIDER (HARALD SCHNEIDER)
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Die für 13 Länder durchgeführte Studie zeigt: Zurückhaltung und staatliche Maßnahmen haben einen deutlichen Effekt. Das Schließen des Schulbetriebs und Ausgangsbeschränkungen bringen jedoch wenig.

Nicht-pharmazeutische Interventionen (NPIs) mit
persönlichem Distanzhalten, Mobilitätseinschränkungen, Verbieten von
Versammlungen, Maskenpflicht etc. sind Eckpunkte der Bekämpfung von
Covid-19. Ein Wissenschafterteam hat den Effekt freiwilliger
Zurückhaltung und staatlicher Maßnahmen für 13 europäische Staaten
bestimmt: Beides reduziert die Zahl der Todesopfer. Österreich
schnitt sehr gut ab.

"Die Studie zeigt, dass NPIs die Mortalität durch Covid-19
deutlich reduziert haben. Wichtig: Der Effekt freiwilliger
Verhaltensänderungen ist von ähnlicher Größenordnung wie von der
Regierung verordnete Maßnahmen", schreiben Julian Jamison
(Universität von Exeter/Großbritannien) und die Co-Autoren in der am
Dienstag auf einen Preprint-Server hochgeladenen wissenschaftlichen
Untersuchung noch ohne Peer Review.

Google-Mobilitätsdaten

Die Wissenschafter identifizierten per Google-Mobilitätsdaten die
freiwilligen Verhaltensänderungen ab Anfang März 2020 und
recherchierten die staatlichen Verordnungen in 13 europäischen
Ländern: Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland,
Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz
und Großbritannien. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich bis 16.
Mai. Der Punkt, ab wann die Epidemie wirklich zu laufen begann,
wurde mit dem Zeitpunkt festgelegt, an dem in einem
Fünf-Tages-Zeitraum die Zahl der Covid-19-Opfer stark zu steigen
begann.

Laut den Experten war das in Österreich spätestens ab dem 24.
März der Fall, in Italien bereits ab 1. März, in Spanien und in
Frankreich ab dem 8. März. Die Google-Mobilitätsdaten zeigten in den
meisten Ländern einen Abfall der Mobilität in der Bevölkerung
zwischen 8. und 12. März. In Italien galt das schon ab dem 24.
Februar. Die Bekanntgabe nationaler Empfehlungen oder Verordnungen,
zu Hause zu bleiben, recherchierten die Wissenschafter für
Österreich mit dem 6. März, in Italien für den 10. März, an hinterer
Stelle liegt in der Liste Großbritannien mit dem 23. März (danach
nur noch Irland. 26. März). Auch Frankreich (17. März) und Portugal
(19. März) waren relativ spät dran.

Beginn der staatlichen Maßnahmen

Die staatlichen Maßnahmen begannen laut den Statistiken in
Österreich bereits mit 22. bis 26. März die Covid-19-Todesfälle zu
reduzieren. Das erscheint im Vergleich der 13 Staaten der frühest
feststellbare Zeitpunkt. In Italien war das bei wesentlich höheren
Zahlen erst zwischen 26. und 30. März der Fall, in Dänemark zwischen
29. März und 2. April. Großbritannien erfolgte das zwischen 8. und
12. April (Irland: 11. bis 15. April).

Für den "freiwilligen" Rückgang der Mobilität und ihre Auswirkung
auf die Covid-19-Sterblichkeit geben Wissenschafter für Österreich
keinen Wert an. Italien mit früherem Epidemiebeginn und
Gegenmaßnahmen wird hier schon mit dem Zeitraum 11. bis 15. März
genannt. Für alle anderen Länder sind es die letzten Tage des März.

Sowohl freiwillige Selbstbeschränkung als auch verpflichtende
Verordnungen oder Ähnliches wirken jedenfalls etwa gleich gut und
kombiniert. Die Studienautoren: "Freiwillig reduzierte Mobilität vor
staatlichen Verordnungen verringert die Veränderung bei den
Todeszahlen (Anstieg; Anm.) pro Tag um 9,2 Prozentpunkte. Staatliche
Einschränkungen reduzierten die prozentuelle Veränderung (wiederum:
Anstieg; Anm.) pro Tag um 14 Prozentpunkte."

Schließen des Schulbetriebs bringt wenig

Die wirksamsten Maßnahmen seien Beschränkungen im Verkehr
zwischen Städten und Ballungsräumen, die Absage öffentlicher
Veranstaltungen und der Lockdown von nicht-essenziellen
Arbeitsstätten. Das Schließen des Schulbetriebs und
Ausgangsbeschränkungen zeigten kleinere und statistisch nicht
signifikante Effekte.

Die Statistik der Studienautoren zeigt insgesamt, wie
vergleichsweise gut Österreich in den ersten Wochen der
Covid-19-Pandemie davonkam: Es gab zwischen Anfang März und Mitte
Mai in Österreich 71 Covid-19-Todesfälle pro Million Einwohner.
Belgien lag mit 728 Opfern pro Million Einwohner an der traurigen
Spitze der Statistik, gefolgt von Spanien (590/Million), Italien
(523/Million) und Großbritannien (511/Million). Auch in Deutschland
(98 Opfer je Million Einwohner) und in der Schweiz (178 pro Million)
waren es deutlich mehr.

(Apa/red.)

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