Leitartikel

Libanon: Vor den Toren Europas kippt der nächste Staat ins Chaos

In Beirut herrscht Schock und Wut über die Verwüstung durch die Detonation
In Beirut herrscht Schock und Wut über die Verwüstung durch die DetonationAPA/AFP/STR
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Ein System mit korrupten Eliten und ohne Lösungskompetenz führt den Libanon in den Abgrund. Die Beiruter Tragödie ist nur ein Symptom dafür.

Es ist ein Bild der Verwüstung, das sich in Libanons Hauptstadt Beirut darbietet. Die schweren Detonationen vom Dienstagabend haben das Hafenviertel zerstört und massive Schäden in weiten Teilen der Stadt angerichtet. Zunächst war noch immer nicht gesichert, wie es zu diesem Fiasko mit so vielen Opfern kommen konnte. Doch allein die erste Erklärung des Innenministers, Mohammed Fahmi, macht sprachlos: Gefährliches Ammoniumnitrat, das seit Jahren – offenbar unsachgemäß – im Hafen gelagert wurde, soll in die Luft geflogen sein. Das heißt nichts anderes als: Wegen einer unglaublichen Schlamperei mussten zahlreiche Menschen sterben, wurden schwer verletzt, verloren ihr Dach über dem Kopf.

Angesichts dieses Irrsinns dürften die Regierenden schon bald den Zorn der Bevölkerung zu spüren bekommen. Über die vergangenen Jahre hinweg hat sich bei den Menschen viel Wut aufgestaut. Immer wieder gab es Proteste: erst wegen des unerträglichen Müllproblems, wegen der Unfähigkeit der politischen Elite, und später wegen der wirtschaftlichen Misere. Die jetzige Katastrophe könnte endgültig das Fass zum Überlaufen bringen.

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