Reisebeschränkungen

Corona-Pause brachte AUA über 200 Mio. Euro Verlust

(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
  • Drucken

Der Umsatz brach im zweiten Quartal von 594 auf 35 Mio. Euro ein. Nur 53.000 Menschen wurden befördert. Seit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs erholt sich das Geschäft langsam. In den nächsten Wochen soll Staatshilfe fließen.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Luftfahrt mit voller Wucht getroffen. Die AUA schrieb allein im zweiten Quartal einen Verlust (Adjusted Ebit) von 99 Mio. Euro, unbereinigt waren es 101 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte die Lufthansa-Tochter zwischen April und Juni noch 46 Mio. Euro Gewinn gemacht. Der Umsatz brach um 94 Prozent auf 35 Mio. Euro ein, teilte die AUA am Donnerstag in der Früh mit.

„Die weltweiten Reisebeschränkungen haben den Betrieb im zweiten Quartal fast zur Gänze zum Erliegen gebracht. Erst seit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs am 15. Juni erholt sich unser Geschäft langsam", erklärte Finanzchef Wolfgang Jani in der Aussendung. Die Fluggesellschaft hatte am 19. März ihren Linienflugbetrieb für fast drei Monate komplett eingestellt.

Laut Jani soll ich den kommenden Wochen die Staatshilfe fließen: Von 450 Mio. Euro sind 300 Mio. Euro ein staatlich garantierter Kredit und 150 Mio. Euro ein Zuschuss, der nicht zurückbezahlt werden muss. Nur die Zusage des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) sei noch ausständig. Die Konzernmutter Lufthansa hat ihren Anteil am 600 Millionen schweren AUA-Rettungspaket bereits erhalten: Die 150 Mio. Euro seien Jani zufolge Ende Juni geflossen.

Coronakrise sorgt für Rekordverluste

Die AUA beförderte im zweiten Quartal nicht mehr als 53.000 Passagiere. „Das haben wir in guten Zeiten normalerweise in eineinhalb Tagen", erklärte eine AUA-Sprecherin. Im zweiten Quartal 2019 waren rund vier Millionen Menschen mit der AUA geflogen.

Die Coronakrise wird der AUA heuer Rekordverluste bescheren. Nach sechs Monaten beträgt der operative Verlust bereinigt 235 Mio. Euro, unbereinigt sind es 299 Mio. Euro. Auch im Vorjahr wurde mit einem Minus von 55 Mio. Euro im ersten Halbjahr ein operativer Verlust geschrieben. Heuer viel das Ergebnis aufgrund der Coronakrise jedoch um fast 250 Mio. Euro schlechter aus. Um das Überleben der Airline zu sichern, schossen Eigentümer Lufthansa und die Bundesregierung 600 Mio. Euro in Form von Krediten und Kapitalspritzen zu.

Die Zahl der Mitarbeiter sank bisher von 6999 auf 6756. Aufgrund der Kurzarbeit und dem Wegfall der Kerosinkosten im zweiten Quartal reduzierten sich die Gesamtaufwendungen im ersten Halbjahr um 44 Prozent auf 598 Mio. Euro.

Lufthansa: Härterer Stellenabbau

Auch der gesamte Lufthansa-Konzern, zu dem die AUA gehört, wurde durch das Coronavirus hart gebeutelt. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich stand ein Minus von rund 1,5 Mrd. Euro, nach einem Gewinn von 226 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Der Betriebsverlust (bereinigtes Ebit) lag mit 1,7 Mrd. Euro noch höher.

In Frankfurt in der Konzernzentrale stimmte Vorstandschef Carsten Spohr die Belegschaft auf einen härten Stellenabbau ein. Der Plan, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, sei angesichts der Entwicklungen im weltweiten Luftverkehr und der Verhandlungen mit den Gewerkschaften auch für Deutschland nicht mehr realistisch, teilte der inzwischen teilverstaatlichte deutsche Konzern bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz am Donnerstag mit.

„Wir erleben eine Zäsur des globalen Luftverkehrs", erklärte Spohr. „Vor 2024 rechnen wir nicht mehr mit einer anhaltenden Rückkehr der Nachfrage auf das Vorkrisenniveau." Vor allem auf den Langstreckenverbindungen werde es keine schnelle Erholung geben. Der Konzern will deshalb seine Kosten bis zum Jahr 2023 um 15 Prozent senken, die Flotte um mindestens 100 Flugzeuge verkleinern und 22.000 Vollzeitstellen abbauen. Bis Ende Juni hat der AUA-Mutterkonzern die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr bereits um knapp 8.300 gesenkt.

Nur das Frachtgeschäft boomt

Dass es für den Konzern im zweiten Quartal nicht noch schlimmer kam, verdankte das Unternehmen einem Rekordergebnis seiner Frachttochter Lufthansa Cargo, die von der stark gestiegenen Nachfrage nach Frachtflügen profitierte. Bei nur noch vier Prozent der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Umsatz um 80 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro ein.

Auch wenn der operative Verlust im niedriger ausfiel als von Analysten erwartet, türmte sich konzernweit im ersten Halbjahr ein Rekord-Nettoverlust von drei Milliarden Euro auf. Die Lufthansa erklärte, auch im zweiten Halbjahr sei trotz des wieder wachsenden Luftverkehrs mit einem deutlichen Verlust zu rechnen. Analysten erwarteten zuletzt für 2020 ein Minus von rund fünf Milliarden Euro beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern.

Während in Europa seit Juni mehr und mehr Flüge abheben, liegt die für die Lufthansa wichtige Langstrecke, etwa in die USA, wegen der Pandemie weitgehend brach. Durch erneute Ausbrüche in Regionen wie zuletzt in Nordspanien kommt es zu Rückschlägen. Für Luftfahrt und Tourismus, die am härtesten von der Pandemie betroffenen Branchen, ist eine zweite Corona-Welle die größte Sorge. Die Lufthansa musste vom deutschen Steuerzahler mit neun Mrd. Euro an staatlicher Finanzhilfe vor der Pleite gerettet werden.

(APA/DPA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.