Exil

Altkönig Juan Carlos ist laut spanischer Regierung nicht geflohen

(c) REUTERS (Jon Nazca)
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Der 82-Jährige sei kein Angeklagter und deshalb vor nichts geflohen, so die stellvertretende Ministerpräsidentin Carmen Calvo

Nach der ebenso umstrittenen wie mysteriösen Ausreise des unter Korruptionsverdacht stehenden Altkönigs Juan Carlos reißt die Kritik an Regierung und Royals in Spanien nicht ab. Juan Carlos sei nicht vor der Justiz geflüchtet, versicherte die stellvertretende Ministerpräsidentin Carmen Calvo am Mittwoch im nordspanischen Oviedo.

"Er ist vor nichts geflohen", der 82-Jährige sei kein Angeklagter, betonte sie vor Journalisten. In einem am Montagabend vom Königshaus veröffentlichten Brief an seinen Sohn und Nachfolger Felipe VI. hatte Juan Carlos mitgeteilt, dass er wegen der Finanzaffäre ins Ausland ziehe. Damit wolle er die Arbeit Felipes "erleichtern". Nach Medienberichten hatte das frühere Staatsoberhaupt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Briefes Spanien längst verlassen.

Exil von Regierung und Königshaus gemeinsam beschlossen

Das Exil des Altkönigs sei von der Regierung und dem Königshaus gemeinsam beschlossen worden, versicherten gewöhnlich gut informierte Medien. Der Aufenthaltsort des Bourbonen war am Mittwoch allerdings weiter unklar. Das Königshaus hüllte sich zu dieser Frage in Schweigen. Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte auf Fragen von Journalisten nur: "Ich weiß es nicht."

Juan Carlos soll sich nach übereinstimmenden Berichten in der Dominikanischen Republik aufhalten. Er sei dort bei einem engen Freund, dem Zuckermagnaten Pepe Fanjul, untergekommen, heißt es.

„Unwürdige Flucht"

Während Sánchez das Verhalten des Königshauses lobte und "Respekt" für die Entscheidung von Juan Carlos äußerte, sprach sein zweiter Stellvertreter Pablo Iglesias vom Koalitions-Juniorpartner Unidas Podemos von einer "unwürdigen Flucht". Die Stadt Gijón im Norden Spaniens kündigte wegen des Skandals die Umbenennung der Avenida Juan Carlos I., einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Laut Medien erwägen weitere Gemeinden und Regionen ähnliche Maßnahmen.

Im Skandal geht es um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Juan Carlos soll 2008 von den Saudis 100 Millionen US-Dollar für die Vermittlung kassiert haben. Damals genoss er als Monarch zwar noch Immunität. In Zusammenhang mit der Zahlung wird er aber nun der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche nach seiner Abdankung im Juni 2014 verdächtigt. Im Juni leitete das Oberste Gericht in Madrid Ermittlungen ein.

(APA/dpa)

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