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Corona: Wolfgangsee-Cluster stabil, neue Hilfsaktion

Nunmehr 58 infizierte Personen sind dem Cluster St. Wolfgang zuzuordnen.
Nunmehr 58 infizierte Personen sind dem Cluster St. Wolfgang zuzuordnen.(c) APA/FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
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Rund um St. Wolfgang haben sich laut neuer Ages-Analyse 107 Menschen infiziert, unter Tourismusmitarbeitern kamen aber zuletzt nur zwei neue Fälle dazu.

Wien. Rund um einen der prominentesten Corona-Cluster der jüngsten Zeit scheint sich die Lage zu beruhigen. In St. Wolfgang wurden am Montag und Dienstag neuerlich 401 Tourismusmitarbeiter getestet, zwei der Tests sind positiv ausgefallen, das ergab die Testaktion der Ages. Damit sind nunmehr 58 infizierte Personen dem Cluster St. Wolfgang zuzuordnen.

Dieser Cluster hat sich freilich über die Region verbreitet. Wie und wie stark, das haben die Infektionsepidemiologen der Ages nun untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass, wie vermutet, die meisten Infektionen in den Bars 13er-Haus und W3 stattgefunden haben. In Summe wurden um den Ausbruch 107 Fälle identifiziert, 71 mit Wohnort in Oberösterreich, 15 mit Wohnort in Niederösterreich, zehn aus Salzburg, sieben aus Wien, zwei aus dem Burgenland und je ein Fall mit Wohnort in der Steiermark und in Tirol.

Insgesamt waren unter den Betroffenen demnach 37 Praktikanten von Hotel- oder Gastrobetrieben, 30 Fälle betrafen das Stammpersonal, 16 Personen mit Aufenthalt in der Region und sieben waren Folgefälle im familiären Umfeld. Die Ausbreitung sei laut Ages unter Kontrolle. Eine stärkere Verbreitung unter Gästen konnte vermutlich verhindert werden, weil das Personal dort verpflichtend Mund-Nasen-Schutz trug. „Der Cluster in St. Wolfgang zeigt, das Virus ist noch immer unter uns“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zu den Testresultaten, er sieht damit den restriktiven Weg Oberösterreichs, Stichwort Maskenpflicht in der Gastro, als bestätigt.

In St. Wolfgang selbst laufen die strengen Maßnahmen aufgrund der stabileren Situation dort und im ganzen zuvor massiv betroffenen Bundesland (aktuell zählt das Land dort 247 aktive Fälle, noch kürzlich waren es mehr als doppelt so viele) aus: Gäste müssen ab 9. August bei der Abreise kein Datenblatt mehr ausfüllen, die auf 23 Uhr vorgezogene Sperrstunde fällt, und die zwei freiwillig geschlossenen Bars öffnen wieder.

Aber auch künftig sollen jede Woche Tourismus- und Gastromitarbeiter getestet werden, sagt Hans Wieser, der Geschäftsführer vom Wolfgangsee-Tourismus. Zur nächsten Testung seien 530 Mitarbeiter aus der Region angemeldet. Einzelne Betriebe werben damit, ihre Belegschaften überhaupt alle fünf Tage durchzutesten. Die Teststationen für Gäste wurden aber wieder abgebaut, das sei nicht mehr notwendig, sagt Hans Wieser.

Quarantäne: Zehn Tage reichen

Auch die Lage bessert sich. Bei Ferienwohnungen etwa hätten sich die Ausfälle in Grenzen gehalten. Aber gerade größere Häuser waren mit Stornos jenseits der 50 Prozent schwer betroffen. „Aber die Lage bessert sich“, berichtet Wieser von weniger Stornos. Und davon, dass einzelne die Gelegenheit nutzen, vielleicht günstiger in einem der prominenten Häuser am See zu urlauben. Schließlich sind die in der Hochsaison gewöhnlich gut gebucht, auch heuer war der Ort im Juli so gut wie voll, sagt Wieser.

Das Land Oberösterreich investiert trotzdem viel Geld in den dortigen Tourismus: Eine Million Euro sollen als Zuschüsse an von Ausfällen betroffene Betriebe und in eine Medienkampagne fließen.

Coronahilfen einer anderen Art wurden am Mittwoch von NGOs angekündigt: Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe starten mit dem ORF die Initiative Österreich hilft Österreich. Die soll, neben Licht ins Dunkel und Nachbar in Not eine dritte große Hilfsaktion sein und vor allem soziale Auswirkungen der Krise abfedern.

Dass die in absehbarer Zeit nicht vorbei sein wird, darauf weisen die jüngsten Infektionszahlen hin: Am Donnerstag war die Zahl der Infizierten binnen 24 Stunden zum ersten Mal im August wieder dreistellig. 130 neue Fälle sind dazugekommen, 67 Fälle davon wurden in Wien festgestellt.

Für Neu-Infizierte gelten nun neue Regeln: Infizierte und enge Kontaktpersonen müssen nun statt bisher 14 nur noch zehn Tage in Quarantäne. Erkrankte müssen vor Beendigung einer Quarantäne aber 48 Stunden symptomfrei sein. Wer schwer erkrankt war, braucht für die Beendigung der Quarantäne einen negativen PCR-Test.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2020)

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