Explosionskatastrophe

Die Wut der Libanesen über den Totalausfall des Staats

Der französische Präsident Emmanuel Macron macht sich bei einem Kurzbesuch in Libanons Hauptstadt Beirut ein Bild von den Verwüstungen nach der Explosionskatastrophe.
Der französische Präsident Emmanuel Macron macht sich bei einem Kurzbesuch in Libanons Hauptstadt Beirut ein Bild von den Verwüstungen nach der Explosionskatastrophe.Der französische Präsident Emmanuel Macron macht sich bei einem Kurzbesuch in Libanons Hauptstadt Beirut ein Bild von den Verwüstungen nach der Explosionskatastrophe. (c) APA/AFP/POOL/THIBAULT CAMUS
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In Beiruts Straßen erhält Frankreichs Präsident mehr Zuspruch als Staatschef Aoun.

Kairo/Beirut. Die Szene, als der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Kurzbesuch in Beirut durch die Menschenmassen im dem Hafen angrenzenden schwer beschädigten Viertel Gemmayze zog, war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Es war nicht nur der Albtraum seiner Sicherheitsleute, dass ihr Chef mitten in Beirut mit den Menschen auf Tuchfühlung ging. Es war auch der Albtraum seines ihn begleitenden Gastgebers, des libanesischen Präsidenten Michel Aoun. Denn die Bewohner des Viertels besannen sich des alten Slogans der Arabellionen 2011 und riefen: „Das Volk will den Sturz des Systems“.

Die Visite machte auch das Scheitern der libanesischen Politik nach der verheerenden Explosion von Dienstagabend deutlich. Es war der Franzose, der mit den Menschen auf der Straße in Beirut sprach. „Ich sehe die Emotionen in euren Gesichtern, eure Traurigkeit und euren Schmerz. Deshalb bin ich gekommen“, erklärte er, während er Hände schüttelte – in einer Straße, in der zum Teil noch der Schutt herumlag und die Geschäfte noch keine neuen Fensterscheiben hatten.

Von den libanesischen Politikern hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt keiner auf der Straße blicken lassen. Und dafür haben sie gute Gründe. Es ist das von ihnen geschaffene korrupte und inkompetente System, das die Libanesen für das Explosions-Desaster verantwortlich machen.

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