Knüppel gegen demonstrierende Näher in Bangladesch

Knueppel gegen demonstrierende Naeher
Knueppel gegen demonstrierende Naeher(c) AP (Pavel Rahman)
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Textilarbeiter Bangladesch demonstrieren für höhere Löhne, die Polizei geht mit Gewalt gegen sie vor. Der Monatslohn liegt bei rund 19 Euro, weshalb viele Modeketten dort produzieren lassen.

In Bangladesch ist die Polizei am Sonntag erneut gewaltsam gegen Textilarbeiter vorgegangen, die für höhere Löhne streiken. Die Beamten setzten Schlagstöcke, Gummigeschosse und Tränengas gegen die Demonstranten ein. Nach Berichten von Augenzeugen wurden etwa 80 Menschen verletzt.

Demonstranten plünderten und brandschatzten Geschäfte im Bezirk Gulshan, wo viele Diplomaten und ausländische Hilfsorganisationen ihre Büros haben. Fabriken griffen sie mit Steinen an. Sie zerstörten auch Fahrzeuge und blockierten den Verkehr im Mahakhali-Bezirk in Dhaka, in dem Dutzende Textilfabriken stehen.


In Bangladesch arbeiten rund drei Millionen Menschen in den Textilfabriken - ein wichtiger Industriezweig bei rund 158 Millionen Einwohnern. Wegen der vergleichsweise extrem niedrigen Löhne lassen dort auch zahlreiche internationale Bekleidungsfirmen produzieren. Abnehmer im Westen sind etwa der Jeans-Hersteller Levi Strauss, die Kette H&M., Zara, Gap, Tommy Hilfiger, Wal-Mart, Metro.

240 Stunden für 19 Euro

Bisher galt in Bangladesch der niedrigste Industrielohn weltweit: Knapp 1.700 Taka (etwa 19 Euro) verdienten die Arbeiter damit bisher pro Monat, nun sollen es 3.000 Taka (etwa 34 Euro) sein. Die Arbeiter hatten jedoch eine Erhöhung auf 5.000 Taka (56 Euro) im Monat verlangt. Arbeiter im Textilgewerbe werden im weltweiten Vergleich in Bangladesch am schlechtesten bezahlt, gleichzeitig sind Arbeitszeiten von zehn Stunden an sechs Tagen pro Woche keine Seltenheit. Im Schnitt aller Branchen liegen die Löhne in Bangladesch bei 700 bis 800 Euro pro Jahr für niedrig qualifizierte Arbeitskräfte.

Regierung fürchtet um Exporte

Ministerpräsidentin Sheikh Hasina appellierte am Samstag an die Arbeiter von Aktionen abzusehen, die das 16 Milliarden Dollar (12,28 Milliarden Euro) schwere Exportgeschäft des armen südasiatischen Landes gefährden könnten. Das jährliche BIP des Landes liegt bei rund 190 Milliarden Euro

(Ag./Red)

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