Soziologie

Wollen und Können sind manchmal zu wenig

Wer darf hoch hinaus? Nur neun Prozent der NMS-Viertklässler wechseln nach den Sommerferien aufs Gymnasium.
Wer darf hoch hinaus? Nur neun Prozent der NMS-Viertklässler wechseln nach den Sommerferien aufs Gymnasium.REUTERS
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Jugendliche in Wiens Neuen Mittelschulen haben höhere Ziele, als man ihnen gemeinhin nachsagt. Viele wollen maturieren und studieren. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen – auch systembedingt – mitunter weit auseinander.

Gymnasium oder Neue Mittelschule (NMS)? Als eines der wenigen westeuropäischen Länder stellt Österreich die erste Weiche in der Bildungslaufbahn bereits nach der vierten Schulstufe: In der Volksschule wird sortiert, wem der Weg zur Matura und zu einem späteren Studium formal unkompliziert ermöglicht wird und wem nicht.

Erst Mittelschule, dann Matura?

Doch wer letzteren Weg wählt, hat nicht zwangsläufig bescheidene Bildungsambitionen. Das zeigen die ersten Ergebnisse einer auf fünf Jahre angelegten Längsschnittstudie des Instituts für Soziologie der Universität Wien rund um Jörg Flecker und Veronika Wöhrer. So würde jede zweite NMS-Schülerin am liebsten ein Studium abschließen, ebenso 40 Prozent der Burschen. Die Matura als höchsten Abschluss strebt immer noch ein Drittel der Befragten an.

Die kürzlich als Buch erschienene Zusammenfassung der Ergebnisse zur ersten Erhebungswelle (Wege in die Zukunft, V & R, 332 Seiten, 52 Euro) räumt mit einer Reihe von Vorurteilen gegenüber der Neuen Mittelschule auf. Für das Projekt begleiteten die Soziologinnen und Soziologen Wiener Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren ab der letzten Klasse NMS und führten u. a. 107 narrativ-biografische Interviews sowie 3000 Onlinebefragungen durch.

Der Hintergrund: In der Bundeshauptstadt hat die NMS keinen guten Ruf. Sie gilt vielen als Rest- oder gar als Problemschule. Fünf Jahre ist es her, dass alle Hauptschulen in Neue Mittelschulen umgewandelt wurden. Mit Herbst steht die nächste Änderung bevor: Aus der Neuen Mittelschule wird die Mittelschule, in der die Anschlussfähigkeit an die AHS (Allgemeinbildende höhere Schule) in der Beurteilung auf den zwei Niveaus „Standard“ bzw. „Standard AHS“ noch deutlicher werden soll. Damit einher geht das Privileg, bei entsprechender Leistung ohne Aufnahmeprüfung eine höhere Schule besuchen zu können.

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