Der gestützte Frauenkörper. Großfürstin Elisabeth von Hessen- Darmstadt, 1885.
„Kleider in Bewegung“

Wie bequem ist deine Kleidung, Frau?

Frauenkleidung war einst in einem moralischen Regelsystem verankert, sie folgte Schönheitsidealen, Normen und Tabus. Und sie sagte viel über den Handlungsspielraum von Frauen aus. Erst ab 1900 setzte sich eine neue, befreiende Frauenmode durch.

Frauenbewegung kann auch ganz wörtlich genommen werden. Es ist die Kleidung, die den Frauen Bewegungsspielräume gewährt oder sie ihnen raubt. Auch unter diesem Aspekt kann man Frauengeschichte betrachten: Wie viel Bewegungsfreiheit ist Frauen in ihrer Bekleidung gewährt? Im Unterschied zum männlichen Anzug, der in seiner Grundform gleich bleibt und mit seiner sichtbaren Zweibeinigkeit Dynamik aussendet, inszenieren Stoff, Schnitt und textile Machart die Bewegungen des weiblichen Körpers. Die Eroberung des Raums wird erschwert.

Eine geringe Saumweite erlaubte nur kleine Schritte. Röcke hingegen, die sehr viel Raum einnahmen, ermöglichten im 19. Jahrhundert Rückschlüsse auf den Wohlstand des Ehemannes, der so viel Stoff bezahlen konnte. Eine aufwendige Unterkleidungskonstruktion gestaltete die Silhouette der Frau. Das so geformte Kleid wurde Krinoline oder Tournüre genannt, sie zwang den Körper zu einer angemessenen Haltung. Tournüre wurde daher auch der Ausdruck für ein den Anstandsregeln entsprechendes Auftreten: ein für das Bürgertum essenzielles Ziel. Zudem zwang ein verstärkter Stehkragen zum Aufrechthalten des Kopfes. „Beachte Haltung, Gang und Blick, sei stets in deiner Kleidung schick“, hieß es.

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