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"Dark Towers": Eine Abrechnung mit der Macht der Rendite

(c) APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Fast wie ein Thriller mutet die Geschichte rund um die Deutsche Bank an, die David Enrich unter dem Titel „Dark Towers“ erzählt. Es geht um Geld, um Gier und Macht. Und um eine menschliche Tragödie.

Wien. Ein Musiker namens Val steigt in London aus der U-Bahn. Er will sich mit seinen Eltern zum Brunch treffen. Und sorgt sich zuerst bloß wegen seiner Kleidung – seine Mutter soll nicht wieder etwas zu nörgeln haben. Aber bald irritiert ihn noch viel mehr, dass seine sonst immer überpünktlichen Eltern sich offenbar verspäten. So könnte ein Thriller beginnen. Und ähnlich wie ein Thriller geht die Geschichte dann auch weiter. Der junge Musiker wird seinen Vater nie wiedersehen. Nur wenig später steht er zutiefst geschockt vor dessen Leichnam.

Das wirklich Tragische dabei: Die Episode ist nicht frei erfunden. Der Vater, das war Bill Broeksmit, ein langjähriger Risikomanager der Deutschen Bank. Seine Lebensgeschichte, die Rolle, die er bei der Bank spielte und sein tragischer Tod – er nahm sich im Jänner 2014 in seiner Wohnung in London das Leben – sind eines der zentralen Themen, um die sich das Buch von David Enrich dreht. In weiterer Folge schildert der Autor die Bemühungen von Bills Sohn Val, die Gründe und Hintergründe für den Suizid seines Vaters aufzudecken. Was man ihm alles andere als leicht macht.

Investmentbanking in schiefem Licht

Unter dem Titel: „Dark Towers. Die Deutsche Bank, Donald Trump und eine Spur der Verwüstung“ erzählt der Autor aber nicht nur die erschütternde Geschichte von Bill Broeksmit. Vielmehr zeichnet er das Bild eines Geldhauses mit mächtigen Kunden und mächtigen Feinden, dem über Jahrzehnte kaum ein Geschäft zu heikel und kaum ein Risiko zu groß war. Dass dieses Bild insgesamt nicht gerade schmeichelhaft ausfällt, überrascht da nicht wirklich.

Besonders kritisch beleuchtet wird die Phase der ungebremsten, auch hausintern offenbar kaum mehr kontrollierbaren Macht von Investmentbankern, für die es offenbar nur einen relevanten Maßstab gab – die Rendite. Und die in jene Skandale mündete, mit deren Aufarbeitung sich das geschichtsträchtige Geldhaus bis heute herumschlägt.

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